Diese Gattung ist erst vor elf Jahren im Rhein aufgetaucht – und nicht mehr aus dem Fluss wegzudenken.
Da kann ein Hecht noch so toll sein, in Basel schwimmt er im Schatten eines anderen Fischs, der im und am Rhein gesichtet wird: Wickelfisch heisst er, und ist quasi der Delfinersatz für Süsswasserschwimmer. Mit ihm cruist derzeit die halbe Stadt durchs Wasser und lässt sich treiben. Entworfen hat ihn Tilo Ahmels, selbst ein Angespülter, aus dem Norden.
Die Liebe führte Tilo Ahmels Mitte der 90er-Jahre von Leipzig nach Basel. Seither hat er sich mit seinen Ideen einen Namen gemacht: Er erfand den
Wickelfisch, das Satteltier und lancierte auch Aktionen wie das Schlafschiff, das Basler Seifenkistenrennen oder Krimi- spektakel wie «Mord an Bord».
Die Kombination aus Frachtschiffen und Freizeitschwimmern faszinierte den Erfinder an Basel – und das schon, bevor sich die grosse Masse in den Rhein traute. Zu dieser Zeit, 2001, gab es zwar schon einen Schwimmsack, der als wasserdichter Behälter für Portemonnaie, Handy, Flip-Flops und Badetuch taugte. «Aber ich fand, dass man sowas lebendiger gestalten könnte. In Form eines Fischs.»
Einmal Wickelfisch, zum Mitnehmen!
Mit dieser Idee ging Ahmels Klinken putzen. Die IWB war Feuer und Flamme, garantierte ihm 2002 die Abnahme einer ersten Auflage von 3000 Stück als Merchandising-Produkt. Daneben brachte er werbeneutrale Wickelfische auch in Eigenregie unter die Leute. Doch aller Anfang war harzig, es regnete oft, und damit ging auch der Durchbruch baden.
2003 aber folgte ein, nun ja, Jahrhundertsommer und mit den Temperaturen stiegen auch die Umsätze. Heute sind die Zeiten vorbei, als Leute an einer Kleinbasler Buvette einen Wickelfisch bestellten und verstört dreinblickten, wenn ihnen ein Plastikutensil statt ein Menü aufgetischt wurde.
Wie viele Exemplare Ahmels jährlich absetzt, behält er für sich. Geschäftsgeheimnis. Aber immerhin das ist ihm zu entlocken: Es ist eine fünfstellige Menge, die – mittlerweile – schweizweit verkauft wird.
Saisonales Produkt mit Souvenircharakter
«Die Wickelfische sind wie die Mauersegler: Sie tauchen im Frühsommer auf. Und sind Monate später wie die Zugvögel auf einen Schlag wieder verschwunden», sagt Ahmels. Ein saisonales Produkt. Dass in den letzten Jahren Nachahmer aufgetaucht sind (zuletzt etwa der Schwimmsack der TagesWoche), nimmt Ahmels als Kompliment entgegen. Und nicht etwa als Kampfansage.
Warum auch? Die Popularität des Fischs ist ungebrochen. Bleibt die Frage: Ist der noch Kult? Oder schon Mainstream? Die Frage treibt auch den Erfinder um. «Der Wickelfisch steht für ein Lebensgefühl. Er bleibt unverwechselbar. Und wenn ich sehe, dass ihn Touristen als Souvenir nach Hause nehmen, nach Hamburg oder Übersee, dann denke ich: Er ist noch immer Kult.» Das Läckerli der Schwimmfreunde quasi, welches in China hergestellt und stets verbessert wurde. Und das mittlerweile auch in Städten wie Bern fest zum Sommer gehört. Dort haben sie ihn schon dermassen vereinnahmt, dass ihm der Volksmund einen eigenen Namen gegeben hat: Aarefisch.