Kultwerk #96: Grand Theft Auto

«Grand Theft Auto» hat den interaktiven Spielfilm erfunden. Heute hat der Verkauf des fünften Teils gestartet.

An der Grafik hat sich seit 1997 viel verändert, die Spielidee von Grand Theft Auto ist dieselbe geblieben. (links: GTA 1, rechts: GTA V) (Bild: Livio Marc Stöckli)

«Grand Theft Auto» hat den interaktiven Spielfilm erfunden. Nun ist der fünfte Teil erschienen.

Das sechsundneunzigste Kultwerk ist das erste Videospiel der Serie. Man kann das durchaus sinnbildlich verstehen für die lange Zeit, die es brauchte, bis Videospiele als kulturelles Phänomen ernst genommen wurden. Kultstatus geniessen heute Klassiker wie Pacman, Tetris oder Super Mario Bros. – aktuelle Titel und Serien hatten lange einen schweren Stand ausserhalb der Subkultur, in der sie geliebt wurden.

Grand Theft Auto (GTA), dessen neuster Teil am 17. September erscheint, hat ganz wesentlich dazu beigetragen, dass Videospiele heute in einem anderen Licht erscheinen.

Es ist gleichzeitig eins der erfolgreichsten Spiele überhaupt und dasjenige, das mit einem radikal neuen Spielkonzept Genre-Grenzen gesprengt hat. GTA ist im Prinzip ein interaktiver Spielfilm. Ein Videospiel, gespickt mit cineastischen Qualitäten vom Storytelling über den Soundtrack bis in die einzelnen Dialoge. Oder eben ein Film, der aus dem Zuschauer einen Akteur macht.

Der Spieler agiert als Kleinkrimineller, der sich in einer Stadt voller Ganoven, Gangs und Mafiakartelle nach oben arbeitet. Die gewaltdurchdrungene Handlung hat GTA in der Vergangenheit immer wieder Kritik eingebracht. Dabei ist Gewalt eher Teil der Geschichte, die der interaktive Film erzählt, denn eigentlicher Spielinhalt.

Was das Spiel von anderen abhebt, ist der komplette Bruch mit der Linearität: Innerhalb der virtuellen Stadt kann sich der Spieler frei bewegen und sich seine Herausforderungen selber suchen. Er ist zu Fuss, mit Schnellbooten, Helikoptern, vor allem aber mit Autos unterwegs, die er meist gewaltsam entwendet (daher der Name der Serie). Den nächsten Auftrag holt man sich an Telefonkabinen oder neuerdings auch via Handy.

Dadurch wird die Stadt selber zum eigentlichen Hauptdarsteller der Spiele. War sie bei GTA 1 (1997) noch eine pixelige Kleinstadt aus der Vogelperspektive, so wurde sie bei GTA IV (2008) zu einem nahezu fotorealistischen Abbild von New York in seiner ganzen Grösse und Vielfalt (die virtuelle Welt von GTA V wird nochmals um ein Vielfaches grösser). Es gibt praktisch unendlich viel zu entdecken, und obwohl die groben Linien vorgezeichnet sind, erleben keine zwei Spieler exakt dasselbe Spiel.

Dass die neueste Ausgabe, GTA V, nun mit fast zwei Jahren Verspätung erscheint, hat dem Kultcharakter der Serie nicht geschadet, im Gegenteil. Spätestens seit der offizielle Trailer veröffentlicht wurde, ist die Erwartungshaltung gewaltig. Was das in Zahlen bedeutet, lässt sich anhand des Vorgängers erahnen: Dieser setzte in den ersten sieben Tagen 500 Millionen Dollar um, fast doppelt so viel wie die erfolgreichsten Hollywood-Blockbuster.

GTA V, entwickelt von Rockstar North in Schottland, ist genau genommen der elfte Teil der «Grand Theft Auto»-Reihe. Erstmals kann der Spieler zwischen drei Figuren hin und her wechseln. Ebenfalls neu ist ein Online-Modus, über den man mit Spielern aus der ganzen Welt zusammen spielen kann. GTA V erscheint am 17. September für Playstation und Xbox.

Quellen

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