Sie ist das wohl berühmteste Kunstwerk der Welt. Und das am besten bewachte. Trotzdem wurde Leonardo da Vincis Mona Lisa einst gestohlen.
Tagtäglich guckt Lisa del Giocondo Tausenden Menschen in die Augen. Diese kennen sie besser unter einem anderen Namen: Mona Lisa. Sie ist das Motiv des wohl berühmtesten Bildes der Welt und verbringt ihre Tage hinter einer doppelten Panzerglasscheibe und einer Abschrankung, die niemanden näher als einen Meter an sie heranlässt. Im Louvre hängt sie, im grössten Museum der Welt, als bestbewachtes Bild überhaupt.
Die Mona Lisa klauen zu wollen, das wäre für einen Kunstdieb die ultimative Herausforderung. Ein unmögliches Unterfangen, denkt man. Und doch gelang das Unmögliche vor 102 Jahren: Im Sommer 1911 wurde das Gemälde am helllichten Tag aus dem Louvre geschmuggelt. Und vor genau 100 Jahren, am 12. Dezember 1913, tauchte sie wieder auf.
Hier ist die Geschichte des wohl kühnsten Kunstraubes der Geschichte in aller Kürze:
Am frühen Morgen des 21. August 1911 hing Leonardo da Vincis Mona Lisa wie immer im Salon Carré in ihrem schweren Stuckrahmen an vier Haken an der Wand. Sie wusste nicht, dass sich am Nachmittag zuvor drei Männer in einer kleinen Kammer des Louvre hatten einschliessen lassen mit dem Plan, ihrer habhaft zu werden. Es war ein Montag, das Museum hatte geschlossen, das Putzpersonal in seinen weissen Kitteln schrubbte die Säle.
Unzählige Bilder wurden an diesem Tag abgehängt, um von Restauratoren begutachtet zu werden. Die drei Männer, die die Nacht in der kleinen Kammer zugebracht hatten, zogen sich weisse Kittel über und nahmen die Mona Lisa von ihren Haken. Einfach so. Dann klemmte sich einer davon, Vincenzo Peruggia, das Meisterwerk unter den Arm und trug es unbehelligt durch die Gänge.
Nur an einer Stelle ging der Plan fast schief: Der Nachschlüssel zur Fluchttür ins Freie funktionierte nicht. So kurz vor dem Ziel liessen sich die Diebe jedoch nicht abschrecken. Peruggia löste die Mona Lisa aus ihrem Rahmen, versteckte das Gemälde unter dem Kittel und bat einen Klempner, ihm die Tür zu öffnen.
Picasso verdächtigt
Kurz vor acht Uhr an diesem Montagmorgen verliessen Peruggia und seine Helfer den Louvre und brachten das Gemälde in Peruggias Mansarde an der Rue de l’Hôpital St-Louis. Am Montagabend trafen sie dort den Argentinier Eduardo de Valfierno, genannt Le Marqués, der den Raub in Auftrag gegeben hatte. Allerdings ging es diesem nie um das eigentliche Bild – stattdessen verkaufte er in den USA sechs Kopien der Mona Lisa und machte damit den grossen Reibach. Das echte Bild blieb in Paris bei Peruggia.
Der Diebstahl der Mona Lisa wurde im Louvre erst am Dienstagnachmittag entdeckt. Die grosse Suchaktion begann, in deren Zuge sogar ein junger Maler namens Pablo Picasso als Verdächtiger verhört wurde.
Weil Valfierno das Gemälde nie abholte, versuchte Peruggia es 1913 selbst zu verkaufen. Er kontaktierte deswegen einen Kunsthändler in Florenz, der zusammen mit dem Direktor der Uffizien das Bild begutachtete, kaufte – und der Polizei übergab, die Perrugia auch gleich verhaftete.
Am 4. Januar 1914 wurde die Mona Lisa wieder im Louvre aufgehängt. Und blickt seither unverdrossen die zahllosen Besucher an.
Vincenzo Peruggia
Der Italiener Vincenzo Peruggia (1881–1925) war von Beruf Anstreicher. Als solcher bekam er auch Zugang zum Louvre. Als er 1913 die Mona Lisa in Florenz verkaufen wollte, gab er an, er habe das Bild aus Vaterlandsliebe gestohlen und wolle es nun nach Italien zurückbringen, wo es hingehöre. Dass man ihn dafür später verhaftete, empfand er als «himmelschreiende Ungerechtigkeit». Ein Psychiater attestierte Peruggia nach seiner Verhaftung «intellektuelle Defizite». Er wurde deswegen für nur ein Jahr und zwei Wochen Gefängnis verurteilt. Ein Berufungsrichter setzte diese Strafe später noch herab auf sieben Monate. Im Juli 1914 war Peruggia wieder ein freier Mann, der bei seiner Rückkehr in die süditalienische Heimat als Nationalheld gefeiert wurde.