Das Kunstmuseum Basel zeigt eine grosse Picasso-Retrospektive. Über 160 Werke, davon etwa 60 Gemälde, sind zu sehen. Die Ausstellung «Die Picassos sind da!» wurde ausschliesslich aus Basler Museums- und Privatsammlungen bestückt und hat das Zeug zum Publikumserfolg.
Über 14 Ausstellungsräume erstreckt sich die am Freitag den Medien vorgestellte Basler Picasso-Schau. Gemälde sowie Zeichnungen und Druckgrafik wechseln sich ab, hinzu kommen einige Skulpturen. Die «Absinthtrinkerin» (1901) ist dabei, gleich drei «Arlequins», die Frauendarstellungen aus den 1940er Jahren, späte Werke und anderes mehr.
Von der Blauen und Rosa Periode über den Kubismus, Neoklassizismus und Surrealismus bis zu den 1950er Jahren und dem Spätwerk sind alle Phasen im Schaffen von Pablo Picasso (1881-1973) vertreten. Laut den Kuratorinnen Anita Haldemann und Nina Zimmer stellt die Schau «alle wichtigen Werkphasen Picassos auf höchstem Niveau» dar.
Erstmals wurden dazu die hochkarätigen Picasso-Bestände des Basler Kunstmuseums und der Fondation Beyeler im benachbarten Riehen BS vereint. Dann trugen die Ausstellungsmacherinnen aber auch eine grosse Zahl von Werken aus Basler Privatsammlungen zusammen – etliche davon waren bisher noch nie öffentlich zu sehen.
Eine besondere Beziehung
Ein «einmaliges Schauerlebnis» nannte Museumsdirektor Bernhard Mendes Bürgi das Ergebnis. Denn die Ausstellung widme sich einem nicht nur für Basel wichtigen Kapitel der Kunstgeschichte, seien doch die Stadt und Picasso auf vielfältige Weise miteinander verknüpft. Herausragend ist dabei das «Picasso-Jahr» 1967.
Dieses begann allerdings mit einer Katastrophe: Auf Zypern stürzte ein Flugzeug des Schweizer Charter-Carriers Globe-Air ab, 124 Menschen starben. Globe-Air ging Konkurs, ihr Hauptaktionär, der Basler Peter Staechelin, geriet in Geldnöte. Vom Verkauf bedroht waren damit zwei Picassos, die als Deposita aus der Sammlung von Staechelins Vater seit 1947 im Kunstmuseum hingen.
Doch Basel machte mobil. Um den Kaufpreis von 8,4 Millionen Franken aufzubringen – heute wäre dies ein Mehrfaches -, bewilligte der Stadtkanton 6 Millionen. 2,4 Millionen sollten zudem mit Spenden zusammenkommen. Dazu stieg in Basel ein riesiges «Bettlerfest», und in einer Volksabstimmung wurden auch die 6 Millionen des Kantons abgesegnet.
Picassos Schenkung
Die beiden Gemälde «Les deux frères» und «Arlequin assis» blieben Basel damit erhalten. Picasso, der das Geschehen von Südfrankreich aus beobachtet hatte, zeigte sich berührt und schenkte der Stadt spontan vier weitere Werke. Die Basler Mäzenin Maja Sacher zog mit einem Werk nach, und das Museum hatte so am Ende sieben Picassos.
«Die Picassos sind da!» stand damals auf einem Werbebanner über dem Museumseingang, als die Schenkung in Basel eingetroffen war. Dass sich in Basel viele seiner Werke finden, geht aber auch auf Sammler wie Raoul La Roche, Karl Im Obersteg, Rudolf Staechelin oder Maja Sacher zurück, die schon vor dem Zweiten Weltkrieg Werke erwarben. Später kam vor allem Fondation-Gründer Ernst Beyeler hinzu.
In der Basler Ausstellung zu sehen sind auch eine Dokumentation zum «Picasso-Jahr» 1967 mit Fotos aus dem Archiv des Fotografen Kurt Wyss sowie Urs Kerns Dokumentarfilm «Das Picasso-Wunder von Basel» des Schweizer Fernsehens SRF. Die Ausstellung dauert vom Sonntag bis zum 21. Juli.