Kunstmuseum St. Gallen zeigt «Night Plants» von Magali Reus

Eigenwillige Stahlrohr-Gebilde mit sattelartigen Bepackungen: Unter dem Titel «Night Plants» (Nachtpflanzen) zeigt das Kunstmuseum St. Gallen eine neue Werkserie der 1981 geborenen niederländischen Künstlerin Magali Reus.

Das Kunstmuseum St. Gallen zeigt in der ersten Ausstellung von Magali Reus in der Schweiz Skulpturen, die wie Gebrauchsgegenstände aussehen. (Pressefoto)

Eigenwillige Stahlrohr-Gebilde mit sattelartigen Bepackungen: Unter dem Titel «Night Plants» (Nachtpflanzen) zeigt das Kunstmuseum St. Gallen eine neue Werkserie der 1981 geborenen niederländischen Künstlerin Magali Reus.

Das 2016 entstandene, aus sechs Teilen bestehende Skulpturen-Arrangement erinnert auf den ersten Blick an Gegenstände aus dem Alltag: Konstruktionen aus pulverbeschichteten Stahlrohren, Schrauben und Muttern tragen sattelartige Gebilde aus Mischgewebe, Leder und Velours mit Netzen, Gurten und Seilen.

Angesiedelt an der Schnittstelle von Design und Funktionalität, wirken die Skulpturen vertraut, zugleich aber ausgesprochen eigenwillig. «Reus‘ Arbeitsweise entpuppt sich als in höchstem Masse detailversessen», charakterisiert Kuratorin Nadia Veronese die originellen Kreationen.

Etuis und Ohrstöpsel

«Pecan Sleepers» zum Beispiel ist mit Elementen ausgerüstet, die dem Reisen zugeordnet werden können: etuiartige Behältnisse und Netze, Gurten, Metallobjekte, die an Ohrstöpsel erinnern. «Arbroath Smokie» wiederum erinnert mit seinen gesteppten, wasserabweisenden Geweben und einer daunenartigen Auswattierung an Camping.

Die vielschichtigen Gewebe-, Leder- und Materiallagen sind «höchst elaboriert und ausgefeilt, bis in alle – auch verborgene Einzelheiten», wie das Kunstmuseum schreibt. Bei genauem Hinschauen entdeckt das Auge dekorative geprägte Muster und Symbole, etwa galoppierende Cowboys.

Einen Kontrast zu den eigenwillig bepackten Stahlrohr-Skulpturen bilden drei überwiegend in Weiss gehaltene Wandarbeiten: «Yucca» oder «Sycamore», wie die Werke heissen, sind allerdings weder Pflanzen noch Bäume. Vielmehr sehen sie aus wie elektrische Schaltkästen mit Kabeln und Steckern.

Imitationen

Objekte und Einzelteile sind nicht real, sondern alle künstlich gefertigt. Reus imitiert und verfremdet damit originale Gegenstände und Materialien. Laut Kuratorin Nadia Veronese sind «Struktur und Beschaffenheit, Gestaltung und Funktion, Anwendung und Nutzen wichtige Bezugspunkte in der künstlerischen Arbeit von Reus».

«Night Plants», in Kooperation mit dem Stedelijk Museum Amsterdam, ist die erste Einzelausstellung der niederländischen Künstlerin in einem Schweizer Kunstmuseum. Magali Reus lebt und arbeitet in London, wo sie am Goldsmiths College studierte. Zur Ausstellung in St. Gallen gibt es eine reich bebilderte Begleitschrift.

www.kunstmuseumsg.ch

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