Gleich am ersten Wettkampftag der 31. Olympischen Sommerspiele greifen die Schweizer Kunstturner ins Geschehen ein. Das grosse Ziel ist die Qualifikation für den Final der besten acht Teams.
Nach Rang 7 an den Weltmeisterschaften in Nanning 2014, Rang 6 im letzten Jahr in Glasgow und der historischen EM-Bronzemedaille im Mai in Bern wollen Pablo Brägger, Oliver Hegi, Eddy Yusof, Christian Baumann und Benjamin Gischard nun auch bei Olympia ihre Position in den Top 8 der Welt verteidigen. «Für ein kleines Land wie die Schweiz wäre dies eine Riesen-Auszeichnung», sagte Felix Stingelin, der Chef Spitzensport des STV vor dem Wettkampf am Samstag in der Rio Olympic Arena, zu dem die Schweiz in der letzten von drei Subdivisionen antritt.
Seit einer Woche weilt die Männer-Equipe von Nationaltrainer Bernhard Fluck in der Olympiastadt. Die Eindrücke sind durchwegs positiv. Vor allem die Grösse des olympischen Dorfs mit seinen gegen 20«000 Bewohnern zu Spitzenzeiten macht Eindruck. »Wenn du in der Essenshalle stehst, siehst du das Ende nicht«, sagte Oliver Hegi, der wie Captain Pablo Brägger und Eddy Yusof den Mehrkampf bestreiten wird. »Es ist krass, wie sie das alles aufgezogen haben und was sie für einen Aufwand betreiben für diese drei Wochen«, so Yusof. Brägger ergänzt: »All den Sportlern aus anderen Sportarten und anderen Ländern zuzuschauen und zu sehen, wie sie ticken, ist sehr spannend.“
Ablenken lassen will sich das Quintett von den Dimensionen des grössten Sportanlasses der Welt bei seiner Olympia-Premiere aber nicht, das Hauptaugenmerk liegt auf dem Kerngeschäft. «Wir sind wegen dem Kunstturnen da und wollen Leistung zeigen. Danach kommt das Geniessen», so Brägger. Um den Fokus nicht zu verlieren, haben die Kunstturner im Vorfeld mit Sportpsychologen thematisiert, was auf sie zukommen könnte. Brägger und Co. neigen zur Zurückhaltung. Wenn sie Novak Djokovic oder Michael Phelps beim Essen begegnen, bleibt das Handy für ein allfälliges Selfie in der Hosentasche.
Der Traum vom Gerätefinal
Auch im Mehrkampf und an den einzelnen Geräten haben die Schweizer hohe Ambitionen. Dank der grossen Anzahl starker Mehrkämpfer werden sich Brägger, Hegi und Yusof in erster Linie intern um einen Platz im Mehrkampf-Final der Top 24, zu dem nur zwei Athleten pro Nation antreten dürfen, konkurrenzieren. «Wir ‚pushen‘ uns gegenseitig, die Situation könnte nicht optimaler sein», so Hegi.
Den Mehrkampf nicht bestreiten wird Christian Baumann. Der EM-Achte im Mehrkampf von 2015 und EM-Dritte am Pauschenpferd von Bern konnte aufgrund einer Handgelenkverletzung im Vorfeld der Spiele nur reduziert trainieren und wird deswegen wie der Sprung-Spezialist Benjamin Gischard nur einzelne Geräte abdecken.
Aussichtsreichster Anwärter auf den Einzug in einen Gerätefinal ist Brägger am Reck. «Natürlich ist es mein Traum, im Final dabei zu sein, aber dafür muss ich eine Super-Übung hinstellen.» Ebenfalls Chancen rechnet sich Hegi am Reck und am Pauschenpferd aus. «Wenn alles ideal läuft, liegt ein Final drin», so der Aargauer, der sich zuletzt an den Schweizer Meisterschaften und auch im Podiumstraining in ausgezeichneter Form präsentierte. Für Chef Stingelin ist klar: «Im Kampf um die Final-Plätze wird es an jedem Gerät sehr eng. Das sportliche Level wird brutal hoch sein.»