Kuoni leidet unter schwacher Nachfrage und höheren Kosten

Der Reisekonzern Kuoni befindet sich weiter im Sinkflug. Sowohl die Nettoerlöse wie der Betriebsgewinn sind 2014 tiefer ausgefallen als im Vorjahr. Selbst zwei der drei fortgeführten Aktivitäten haben ein schlechteres Ergebnis erzielt.

Kuoni erreichte 2014 einen Gewinn von 67,4 Millionen (Archiv) (Bild: sda)

Der Reisekonzern Kuoni befindet sich weiter im Sinkflug. Sowohl die Nettoerlöse wie der Betriebsgewinn sind 2014 tiefer ausgefallen als im Vorjahr. Selbst zwei der drei fortgeführten Aktivitäten haben ein schlechteres Ergebnis erzielt.

Kuoni hat im vergangenen Jahr mit 67,4 Mio. Fr. einen Gewinn fast in Vorjahreshöhe erreicht (2013: 69,2 Mio. Fr.), wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Bei diesem Vergleich hat der Reisekonzern jedoch von einem Sondereffekt profitiert.

So fielen 2013 im Zusammenhang mit dem Ausstieg aus defizitären europäischen Reiseveranstalteraktivitäten Sonderkosten in der Höhe von 47,6 Mio. Fr. an, die damals den Konzerngewinn entsprechend schrumpfen liessen. Für den Geschäftsverlauf im vergangenen Jahr ist darum der Gewinn wenig aussagekräftig.

Einen besseren Einblick liefert da das Betriebsergebnis (EBIT). Bei dieser Kennzahl haben gemäss der neuen Konzernstruktur drei der vier Segmente schlechter als im Vorjahr abgeschnitten.

Schönes Wetter im Norden vermieste Kuoni das Geschäft

Das klassische Reisegeschäft mit Privatkunden, von dem sich Kuoni trennen will, hat je nach Marktgebiet unterschiedlich abgeschnitten. Während Kuoni in der Schweiz, in Grossbritannien sowie in Hong Kong mehr Gewinn als im Vorjahr erzielte, schrieb das Reiseveranstaltergeschäft in den skandinavischen Ländern ein Defizit.

Kuoni begründet diesen Verlust einerseits mit den politischen Ereignissen in den Destinationen Ägypten und Thailand. Andererseits haben laut der Mitteilung auch die Währungseinflüsse und die geringe Nachfrage aufgrund des sehr schönen Frühlings- und Sommerwetters in Nordeuropa zu einem Gewinnrückgang geführt.

Insgesamt lieferte das Reiseveranstaltergeschäft nur noch einen Betriebsgewinnbeitrag von 5,8 Mio. Franken nach 64,6 Mio. Fr. im Vorjahr. Die Nettoerlöse fielen in diesem Bereich um fast 9 Prozent auf 2,2 Mrd. Franken, wie Kuoni bereits Mitte Januar mitgeteilt hatte.

Kuoni hat sich aber auch in zwei von drei Bereichen, die der Reisekonzern weiterführen will, nicht steigern können. Im künftig grössten Segment, Global Travel Distribution (GTD) genannt, das als Grossist Hotelübernachtungen und weiteren Reisedienstleistungen an andere Reiseveranstalter verkauft, musste Kuoni einen Rückgang des Betriebsgewinns um 20,7 Prozent auf 42 Mio. Fr. hinnehmen.

Investitionen in neue Internetplattform

Der Grund dafür ist aber nicht ein Nachfragerückgang – Kuoni hat erstmals über 13 Millionen Hotelübernachtungen vermitteln und damit die Erlöse um 7,3 Prozent auf 1,9 Mrd. Fr. steigern können -, sondern höhere Ausgaben im Zusammenhang mit der Wachstumsstrategie. So hat Kuoni in die Erneuerung der Internet-Plattform investiert und auch zusätzliches Personal eingestellt.

Im zweiten umsatzstarken Standbein, der Organisation von Gruppenreisen, hat Kuoni dagegen unter einem Nachfragerückgang gelitten. Global Travel Services (GTS) konnte in Japan deutlich weniger Reisen verkaufen. Zudem führten Reisewarnungen in Kenia und Thailand sowie die Ukrainekrise zu weniger Buchungen in diesem Segment.

Der Bereich fiel darum in die roten Zahlen (- 3,4 Mio. Fr.) nach einem Gewinn von 24,8 Mio. Fr. im Vorjahr. Die Nettoerlöse sanken um 9 Prozent auf 1,2 Mrd. Franken.

Einzig im umsatzmässig kleinen, aber ertragsstarken Geschäft mit Visaanträgen konnte der Reisekonzern beim Gewinn zulegen. Dank einem Wachstum in Regionen mit höheren Visagebühren und dem neuen Angebot von Einwohnerdienstleistungen ist der Betriebsgewinn um 30 Prozent auf 52,5 Mio. Franken gestiegen. Der Nettoerlös fiel mit 271 Mio. Fr. um 11 Prozent höher aus.

Neue Mittelfristziele

Einschliesslich der Kosten für die gemeinsamen Dienste erzielte Kuoni in den fortgeführten Bereichen damit einen Betriebsgewinn von 79,8 Mio. Franken. Das entspricht einer Marge von 2,3 Prozent. Bis 2017 strebt der Konzern eine Marge von mindestens 3 Prozent an, wie es in der Mitteilung heisst. Die Erlöse sollen jährlich um 5 Prozent oder mehr wachsen, was über dem von der UNO prognostizierten Jahreswachstum des globalen Tourismus von 3,8 Prozent liegt.

Keine weiteren Angaben macht Kuoni in der Mitteilungen dagegen über den laufenden Verkaufsprozess. In der Mitteilung heisst es lediglich, die Umsetzung der strategischen Neuausrichtung verlaufe planmässig.

Kuoni hatte Mitte Januar bekannt gegeben, dass sich das Unternehmen vollständig vom Geschäft mit der Reisveranstaltung für Privatkunden trennt. Der Umsatz der Kuoni Gruppe wird damit um rund 40 Prozent sinken. Die Zahl der Mitarbeiter soll sich um rund einen Drittel auf 8000 reduzieren. Bereits haben mehrere Reiseveranstalter ihr prinzipielles Interesse am Privatkundengeschäft von Kuoni angemeldet.

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