Kurden aus Syrien, Irak und Türkei bilden gemeinsame Front gegen IS

Im Kampf gegen die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) im Nordirak haben Kurden aus dem Irak, der Türkei und Syrien eine Offensive gestartet.

Von IS vertriebene Jesiden bitten vor einem UNO-Büro um Hilfe (Bild: sda)

Im Kampf gegen die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) im Nordirak haben Kurden aus dem Irak, der Türkei und Syrien eine Offensive gestartet.

Kurden aus dem Irak, der Türkei und Syrien haben eine Offensive gestartet. Gruppierungen aus den drei Ländern verständigten sich auf eine gemeinsame Front gegen die radikalen Sunniten.

Mitglieder der in der Türkei verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und der syrischen Partei der Demokratischen Union (PYD) gingen nach Angaben des Kurdenvertreters Hallo Pendschweni in der Grenzregion zu Syrien, Rabia, und im Gebiet um die Stadt Sindschar gegen die Gruppe IS vor. Irakische Peschmerga-Kämpfer versuchten demnach, die Stadt Sumar sowie Gebiete nördlich und östlich von Mossul zu sichern. Den PYD-Kämpfern gelang nach eigenen Angaben bereits die Eroberung von Rabia.

Die vorrückenden IS-Extremisten hatten in den vergangenen Tagen weite Gebiete zwischen der nordirakischen Stadt Mossul und der Grenze zu Syrien erobert, darunter auch mehrere Ölfelder. Dabei verdrängten sie die Peschmerga-Kämpfer aus Gebieten, die diese nach dem Rückzug der irakischen Armee im Juni übernommen hatten. Am Wochenende ging den Peschmerga im Kampf gegen die Dschihadisten jedoch offenbar das Geld aus.

Die am Mittwoch bekanntgegebene gemeinsame Front ist beispiellos, da die drei grossen Kurdenfraktionen selbst als Rivalen gelten. Jedoch führte die Drohung der Gruppe IS vom Montag, die gesamte Kurdenregion im Nordirak und Syrien erobern zu wollen, offenbar zu der gemeinsamen Offensive. Die IS-Milizionäre hatten für die von ihnen gehaltenen Gebiete im Irak und in Syrien ein Kalifat – einen Gottesstaat – ausgerufen.

Ohne Nahrung in die Berge geflohen

Sorge bereitete derweil die Lage der aus Sindschar geflohenen Zivilisten, die überwiegend der Jesiden-Minderheit angehören. Die Kurdisch sprechende religiöse Minderheit wird von den Dschihadisten als «Teufelsanbeter» verfolgt. Tausende von ihnen flohen ohne Wasser und Lebensmittel in die Berge.

Nach Angaben eines kurdischen Menschenrechtsbeauftragten warfen irakische Armeehelikopter Versorgungsgüter in den Bergen ab. Kurdenvertreter Harem Kamal Agha sagte der Nachrichtenagentur AFP, es könne noch Tage dauern, bis kurdische Kämpfer zu den Flüchtlingen vordringen können.

Im Osten Mossuls flohen erneut Angehörige der christlichen Minderheit vor den IS-Kämpfern. Sie hatten auf Druck der Dschihadisten das einst multireligiöse Mossul verlassen und flohen nun nach Angaben des christlichen Patriarchen Louis Sako aus den Dörfern Tal Kaif, Bartella und Karakosch. Diese seien von IS-Milizen beschossen worden. Damit näherte sich die Front bis auf weniger als 50 Kilometer der Kurdenhauptstadt Erbil.

Die IS-Dschihadisten bedrohen neben Christen und Jesiden auch die Minderheit der turkmenischen Schiiten sowie irakische Schiiten und moderate Sunniten.

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