Vom Irak bis in die Türkei haben Kurden ihren Sieg in Kobane als Anfang vom Ende des so genannten Islamischen Staates (IS) gefeiert. Die kurdische Stadt Kobane im Norden Syriens war nach über viermonatiger Belagerung durch die sunnitische Terrormiliz befreit worden.
Die über Monate umkämpfte Stadt Kobane mit offiziellem Namen Ain al-Arab liegt im Norden Syriens direkt an der türkischen Grenze. Um die 200’000 Menschen waren geflüchtet, als die IS-Terrormiliz im September vergangenen Jahres einen Grossangriff auf die Kurdenenklave startete.
Die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) leisteten über Monate erbitterten Widerstand. Unterstützt wurden sie dabei von Luftangriffen der USA und ihrer arabischen Verbündeten.
Nach YPG-Angaben waren die IS-Terrorkämpfer am Montag vollständig aus Kobane vertrieben worden. Der Gewinn sei ein «Sieg für ein demokratisches Syrien und Sieg für die Menschlichkeit», hiess es am Dienstag in einer offiziellen Erklärung der YPG. Das US-Militär erklärte hingegen, nach seiner Einschätzung hätten kurdische Kämpfer Kobane zu 90 Prozent unter Kontrolle gebracht.
Mit tatkräftiger Hilfe der Peschmerga
Der Präsident der irakischen Kurden, Massud Barsani, gratulierte «den Menschen Kurdistans» zu dem Sieg «über die Grausamkeit der Terroristen». Peschmerga-Kämpfer aus dem Nordirak unterstützten die YPG-Einheiten in Kobane. Im Irak selbst bilden die Peschmerga die schlagkräftigste Einheit gegen den Vormarsch des IS.
Auch in der Türkei lebende Kurden feierten am Dienstag. Tausende gingen nach Angaben von Aktivisten in Diyarbakir auf die Strasse, der mehrheitlich von Kurden bewohnten südosttürkischen Millionenstadt. Einige Dutzend kamen auch im Zentrum Istanbuls zusammen. Dort sangen und tanzten sie laut Augenzeugen. Die Kurden würden zum Sargnagel des IS, hiess es in einem Slogan.
Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan kritisierte allerdings das Vorgehen der internationalen Koalition. Während die ganze Welt für Kobane aufgestanden sei, interessiere sich niemand für die nordsyrische Metropole Aleppo, sagte Erdogan am Dienstag in Ankara vor lokalen Politikern.
IS will weiteren Japaner hinrichten
Unterdessen drohte der so genannte Islamische Staat nach der Ermordung einer japanischen Geisel mit der Tötung eines zweiten Japaners sowie eines gefangenen jordanischen Kampfpiloten innerhalb von 24 Stunden.
So lange habe Jordanien Zeit, die in dem Land inhaftierte irakische Dschihadistin Sadschida al-Rischawi freizulassen, hiess es in einem am Dienstag in islamistischen Internetportalen veröffentlichten Video. Darin war ein Bild des Japaners mit einem Bild des Jordaniers in den Händen zu sehen.
Bereits vor einigen Tagen war der im August in Syrien gefangengenommene 42 Jahre alte Japaner Haruna Yukawa von IS-Kämpfern getötet worden.
Am Freitag war ein Ultimatum an die japanische Regierung abgelaufen, ein Lösegeld von 200 Millionen Dollar zu zahlen, um Yukawa und den vermutlich im Oktober in Syrien verschleppten 47-jährigen Kenji Goto freizukaufen. Die japanische Regierung hatte die Zahlung von Beginn an abgelehnt.
Syrien-Verhandlungen in Moskau
In Moskau verhandelten seit Montag über zwei Dutzend Vertreter der syrischen Opposition über eine Lösung in ihrem von blutigen Kämpfen zerrissenen Land. Die Leitung hat der russische Vizeaussenminister Michail Bogdanow.
Laut arabischen Medien verhandeln zunächst die Regimekritiker unter sich. Am Mittwoch sollen Gespräche mit der syrischen Regierung folgen. Vertreter des so genannten Islamischen Staates und des Al-Kaida-Ablegers Al-Nusra-Front sind nicht eingeladen.