Der US-Golfer Kyle Stanley vollbringt ein seltenes Kunststück. Nur eine Woche nachdem er einen sicheren Sieg verpasst hat, dreht er den Spiess um. Er gewinnt nach einem Rückstand von zehn Schlägen.
Keine Veranstaltung der US PGA Tour ist so beliebt wie das mit 6,1 Millionen Dollar dotierte Turnier in Scottsdale, Arizona. An den vier Wettkampftagen säumten rund 500’000 Fans die Spielbahnen. Am Sonntag wurden sie Zeugen einer beeindruckenden Aufholjagd von Kyle Stanley. Der 24-Jährige aus dem Bundesstaat Washington, erst seit 2009 Profi, war mit acht Schlägen Rückstand auf den amerikanischen Leader Spencer Levin in die Schlussrunde gestartet. Während Levin mit 75 Schlägen (4 über Par) ein Debakel erlebte, lieferte Stanley eine fehlerfreie 65er-Runde ab. Er überflügelte damit nicht nur Levin, sondern auch den zuletzt zweitplatzierten Ben Crane, einen weiteren Amerikaner.
Der Effort war umso bemerkenswerter, als Stanley just am vorangegangenen Turnier in San Diego – genau wie diesmal Spencer Levin – einen sicher geglaubten Sieg hatte entgleiten lassen. Er verspielte einen Vorsprung von sieben Schlägen und liess sich danach im Stechen vom Amerikaner Brandt Snedeker bezwingen. Solche Desaster können die Seelen der Golfer traumatisieren. Sie brauchen nicht selten Monate oder gar Jahre, bis sie sich davon erholt haben.
Stanley nahm für seinen ersten Triumph auf dem amerikanischen Circuit einen Check über 1,098 Millionen Dollar entgegen. Im Siegerinterview brach er in Tränen aus. „Ich will mich nur bei meiner Mutter und bei meinem Vater bedanken“, sagte er. „Sie haben so viel für mich getan.“