La Chaux-de-Fonds ehrt Le Corbusier zum 125. Geburtstag

Der Name Charles-Édouard Jeanneret-Gris dürfte nur wenigen bekannt sein. Doch als Le Corbusier wurde der Mann, der am 6. Oktober vor 125 Jahren in La Chaux-de-Fonds NE zur Welt kam, zu einem der bedeutendsten und umstrittensten Architekten des 20. Jahrhunderts.

Charles-Édouard Jeanneret-Gris, besser bekannt als Le Corbusier (Archiv) (Bild: sda)

Der Name Charles-Édouard Jeanneret-Gris dürfte nur wenigen bekannt sein. Doch als Le Corbusier wurde der Mann, der am 6. Oktober vor 125 Jahren in La Chaux-de-Fonds NE zur Welt kam, zu einem der bedeutendsten und umstrittensten Architekten des 20. Jahrhunderts.

Seine Heimatstadt ehrt ihn am Wochenende mit einer Reihe von Veranstaltungen. Im Kunstmuseum von La-Chaux-de-Fonds wird die Ausstellung „L’Expérience de la Ville“ eröffnet, in der drei Schweizer Fotografen – Yann Amstutz, Matthieu Gafsou und Milo Keller – ihre eigenen Bilder der Le-Corbusier-Stadt zeigen.

Auf dem Programm stehen ausserdem geführte Touren durch La Chaux-de-Fonds, das örtliche Kunstmuseum und die von Le Corbusier entworfene Villa Maison blanche sowie etwa eine Filmvorführung und eine spektakuläre Abendveranstaltung. Der gefeierte Sohn der Stadt war der erste Grossmeister des Stahlbetons.

Kühner als jeder vor ihm nutzte er die Gestaltungsmöglichkeiten des Verbundwerkstoffs aus Beton und Bewehrungsstahl. Damit konnten tragende Wände durch Stützen und Träger ersetzt werden. Weit offene Räume wurden möglich, Wände konnten beliebig platziert werden.

Le Corbusier schwärmte von „Machines à habiter“ – Maschinen zum Wohnen – und entwarf eine Vision vom Bauen der Zukunft im Manifest „Vers une architecture“ („Ausblick auf eine Architektur“). Allein schon wegen dieser zusammengefassten Aufsätze aus den Jahren 1920-22 zählt er neben Walter Gropius und Frank Lloyd Wright zu den revolutionären Erneuerern der Architektur des 20. Jahrhunderts.

Pläne für ganze Wohnviertel

In seinem Schaffen ging Le Corbusier – auch als Maler und Möbelgestalter – vom Kubismus und Purismus aus. Er versuchte, „die Malerei in den Rahmen der Architektur einzuspannen“.

Dabei spiegelten seine Bilder den Willen zu einer neuen Ordnung wider, „die ganz und gar auf Zahlen und Geometrie, also auf dem Intellekt, fusst“, wie ein Kritiker es formulierte. So entstanden „mit maschineller Präzision vorfabrizierte technische Objekte“.

Auch als Städteplaner machte sich Le Corbusier einen Namen. Unter anderem durch Bebauungspläne für Viertel in Paris, Madrid, Moskau und Bogotá. Siedlungen, Villen, Pavillons und monumentale Wohnhäuser, ein Dominikanerkloster bei Lyon und ein Nachtasyl der Heilsarmee in Paris sind Zeugnisse seines Schaffens.

Beispiele sind auch Häuser in der Stuttgarter Weissenhof-Siedlung und sein Beitrag zur Berliner Bauausstellung von 1957. Le Corbusier starb 1965 mit 77 Jahren in Roquebrune-Cap-Martin bei Nizza, wo er oft die Sommermonate verbracht hatte.

Vom Welterbekomitee abgelehnt

Der Umgang mit dem Andenken an den Architekten ist allerdings heikel, da dieser nazistisch und antisemitisch war, was immer wieder für Kontroversen sorgt. Die Stadt Zürich liess im Sommer 2011 ihren Plan fallen, einen Platz beim Hauptbahnhof nach Le Corbusier zu benennen.

Bereits zweimal hat es das zuständige Komitee der UNO-Kulturorganisation UNESCO zudem abgelehnt, sein Werk auf die Welterbeliste zu setzen. Verantwortlich hierfür war nach Angaben des Bundes jeweils die „technische Konstruktion der Kandidatur“. 2014 soll eine weitere Bewerbung erfolgen.

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