Bei dem zweiten Selbstmordattentäter vom Brüsseler Flughafen handelt es sich wohl um den im Zusammenhang mit den Pariser Anschlägen gesuchten Najim Laachraoui. Das verlautete am Mittwoch aus Polizeikreisen und übereinstimmenden Medienberichten in Brüssel.
Der andere Selbstmordattentäter vom Flughafen war nach Behördenangaben Ibrahim El Bakraoui, dessen Bruder Khalid El Bakraoui sich wiederum in der Brüsseler U-Bahn in die Luft sprengte.
Nach einem dritten Attentäter, dessen Bombe im Flughafen nicht detonierte, wurde noch gesucht. Seine Identität war unklar. Belgische Medien hatten am Mittwoch zunächst berichtet, bei dem Flüchtigen handle es sich um Laachraoui, und dieser sei festgenommen worden. Die Festnahme wurde dann von der Staatsanwaltschaft dementiert.
Laachraoui gilt als einer der Beteiligten der Anschläge von Paris, bei denen IS-Anhänger am 13. November 130 Menschen töteten. DNA-Spuren des 24-Jährigen waren nach den Pariser Anschlägen in der französischen Hauptstadt an Sprengstoff entdeckt worden.
Einer der Attentäter aus Türkei ausgewiesen
Die beiden Brüder Bakraoui waren belgische Staatsbürger und wegen verschiedener Taten polizeibekannt, standen aber in Belgien nicht unter Terrorverdacht. Allerdings wurde einer der Attentäter laut dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan im vergangenen Juni aus der Türkei ausgewiesen, nachdem er im südtürkischen Gaziantep an der syrischen Grenze gefasst worden war.
Die belgischen Behörden seien von der Türkei am 14. Juli 2015 gewarnt worden, dass es sich bei dem Mann um einen «ausländischen terroristischen Kämpfer» handle. Trotz der türkischen Warnungen hätten die Belgier den Verdächtigen aber freigelassen, sagte Erdogan in Ankara.
Bereits nach der Terrorserie von Paris im vergangenen November hatte es aus der Regierung in Ankara geheissen, die Türkei habe die französischen Behörden zwei Mal vor einem der Terroristen gewarnt. Die französischen Behörden hätten darauf aber nicht reagiert.
31 Menschen getötet
Bei den Anschlägen am Brüsseler Flughafen und in einer U-Bahn-Station im Europa-Viertel wurden 31 Menschen getötet und rund 270 weitere verletzt. Zu dem Anschlag bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
Diese Bilanz sei aber weiter vorläufig und könne sich «unglücklicherweise in den kommenden Stunden verändern», sagte Staatsanwalt Frédéric Van Leeuw offenbar mit Blick auf viele Schwerverletzte.
Fahndung läuft auf Hochtouren
Nach Angaben der Behörden wird nach einer ganzen «Reihe von Personen» noch gesucht. Aus ermittlungstaktischen Gründen wollte Leeuw aber keine weitere Auskunft geben.
Nach dem Hinweis eines Taxifahrers wurde im Brüsseler Schaerbeek ein Laptop mit Bakraouis Testament gefunden. In diesem habe er geschrieben: «Ich weiss nicht mehr, was ich tun soll, überall gejagt, nicht mehr sicher.» Er habe angegeben, er wolle «nicht in einer Zelle» landen.
In einer nahegelegenen Wohnung wurden weitere 15 Kilogramm Sprengstoff und anderes Material zum Bau von Bomben entdeckt. Dort fand sich auch eine Flagge der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), die sich zu den Anschlägen bekannt hat.
Die Staatsanwaltschaft äusserte sich zurückhaltend über eine Verbindung zu den Terroranschlägen von Paris. Erst am Freitag war in der Brüsseler Gemeinde Molenbeek Salah Abdeslam festgenommen worden, einer der mutmassliche Drahtzieher von Paris. In Belgien gilt noch bis Karfreitag eine dreitägige Staatstrauer.