Der Vorsitzende der britischen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, rechnet trotz gegenteiliger Signale der Regierung im nächsten Jahr mit vorgezogenen Parlamentswahlen. «Labour bereitet sich auf Neuwahlen 2017 vor», sagte er zum Abschluss des Parteitages in Liverpool.
Mit Blick auf jüngste parteiinterne Grabenkämpfe äusserte der 67-Jährige die Hoffnung, «dass alle Mitglieder unseren Wahlkampf unterstützen werden». Zugleich forderte er am Mittwoch die erneute Verstaatlichung der privaten britischen Eisenbahnen. Scharfe Angriffe richtete gegen die Sozialpolitik der Konservativen.
Die neue Premierministerin Theresa May hatte bisher signalisiert, dass sie vor den regulären Unterhauswahlen 2020 keinen Urnengang plane. Umfragen sehen die Konservativen derzeit klar vor Labour. Corbyn, der zum linken Flügel der Partei gehört, räumte in seiner Rede am Mittwoch ein, dass Wahlen eine echte Herausforderung für die Partei wären.
Unklar ist, wie es mit dem schweren innerparteilichen Streit weitergehen wird. Corbyn war erst kurz vor dem Parteitag von über 60 Prozent der Basis als Vorsitzender bestätigt worden.
Doch vor allem viele Abgeordnete betrachten ihn weiterhin mit Skepsis. Corbyn war nach dem Brexit-Votum Ende Juni unter massiven Druck geraten. Kritiker monierten, er habe sich nicht stark genug für den Verbleib Grossbritanniens in der EU eingesetzt.