Die Zahl der älteren Menschen wächst – und der öffentliche Verkehr muss sich darauf einstellen. Zum Beispiel mit längeren Umsteigezeiten an Bahnhöfen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Bundesamtes für Verkehr.
Um der zunehmend alternden Gesellschaft Rechnung zu tragen, sollen gemäss einer Studie die Umsteige- und Haltezeiten an Bahnhöfen verlängert werden. Ältere Zugpassagiere sollen so mehr Zeit zur Orientierung und zum Umsteigen erhalten.
Die Zahl der Kunden des öffentlichen Verkehrs (ÖV), die 65 Jahre alt sind oder älter, soll laut Prognosen von 436’000 Personen im Jahr 2013 auf 714’000 Personen im Jahr 2030 wachsen. Dies steht in einer vom Bundesamt für Verkehr (BAV) in Auftrag gegebenen Studie, welche am Samstag in mehreren Medien zitiert wurde (u.a. im «Tagesanzeiger»). Sie untersucht die Auswirkungen der demografischen Entwicklung in der Schweiz auf den öffentlichen Verkehr.
Um den älteren Passagieren entgegenzukommen, müssten die kürzesten Halte- und Umsteigezeiten in den nächsten 15 Jahren um 30 bis 40 Prozent verlängert werden, befinden die Autoren. Eine solche «Entschleunigung» wäre jedoch mit einer Verlängerung der Reisezeiten verbunden sowie mit hohen Betriebs- und Infrastrukturkosten.
Zur Bewältigung der demografischen Herausforderung sind aus Sicht der Autoren zusätzliche Massnahmen erforderlich. Dazu zählen etwa bessere Orientierungshilfen am Bahnhof in Form von Navigationssystemen, oder eine Vergrösserung der Ein- und Aussteigebereiche. Auch über Hilfsmittel zur einfacheren Vorbereitung von Reisen wird vorgeschlagen.
Wer mobil ist, bleibt integriert
«Wir sind froh, dass das Bundesamt für Verkehr sich dieser Fragen annimmt», sagt Werner Schärer, Direktor von Pro Senectute, im Interview mit den Zeitungen Bund und Tages-Anzeiger. Mit dem Alter werde für viele vor allem die Orientierung an grossen Bahnhöfen zum Problem.
Mobilität bleibe aber auch im Alter sehr wichtig, und werde sogar immer wichtiger. Denn Kinder und Verwandte seien oft über grosse geografische Räume verteilt. «Solange jemand mobil ist, bleibt er sozial integriert».
Früher sei Reisen im Zug für ältere Menschen eindeutig einfacher gewesen. «Für ältere Menschen beginnen die Probleme schon mit der Angst vor dem Automaten», so Schärer.