In der heute beginnenden NLB-Meisterschaft ist Absteiger Rapperswil-Jona Lakers einiges zuzutrauen. Die Konkurrenz ist aber stark. Allen voran Olten könnte zum Spielverderber werden.
Ausgerechnet in jener Saison, in der der Klub aus Rapperswil-Jona sein 70-jähriges Bestehen feierte, erwischte es die Lakers nach 21 Jahren in der höchsten Liga. Von ungefähr kam der Abstieg aber nicht, hatten doch die St. Galler die NLA-Qualifikation zweimal hintereinander abgeschlagen auf dem letzten Platz beendet und zum siebenten Mal in Folge die Playoffs verpasst. Es hatte sich eine Verlierer-Mentalität eingeschlichen, insofern stellt die Relegation eine Chance dar. Das grosse Plus der Lakers ist, dass sie mit Milliardär Hans-Ueli Rihs (auch Mitbesitzer von YB) einen finanzkräftigen Investor haben, der dem Verein weiter die Stange hält.
Jedenfalls scheinen die Rapperswiler zum sofortigen Wiederaufstieg fähig zu sein, falls es dem neuen kanadischen Trainer Jeff Tomlinson gelingt, wieder eine Leistungskultur und das nötige Selbstvertrauen zu entwickeln. Neu sind auch die ausländischen Stürmer Jared Aulin und Andrew Clark, die ebenfalls aus Kanada stammen. Von diesem Duo wird einiges abhängen. Auf der wichtigen Goalie-Position haben die Lakers mit Michael Tobler (Olten) und dem talentierten Melvin Nyffeler (Fribourg-Gottéron) zwei Torhüter geholt, die beide in der NLB den Unterschied ausmachen können. Der sofortige Wiederaufstieg wird allerdings nicht explizit angestrebt, vielmehr soll der verlorene Goodwill zurückgewonnen werden.
Gerade die Goalies könnten aber der entscheidende Vorteil gegenüber Olten sein, das nach der Stadion-Sanierung so rasch wie möglich in die NLA will. In der vergangenen Saison scheiterten die Solothurner im Playoff-Final nach einer 3:2-Führung erst im entscheidenden siebenten Spiel an den SCL Tigers. Nun verstärkten sie sich mit Verteidiger Reto Kobach von Ambri-Piotta und Stefan Hürlimann, dem Captain der Lakers der letzten beiden Saisons. Das Duo hat zusammen 1363 Partien in der NLA bestritten. Der Abgang von Tobler schmerzt die Oltner aber. Kevin Huber und Matthias Mischler sind beide unerfahren, es muss sich erst weisen, ob sie dem (Aufstiegs-)Druck standhalten.
Auch mit dem diesjährigen Halbfinalisten Langenthal ist wieder zu rechnen. Die Oberaargauer können nicht nur weiter auf die Punktegaranten Brent Kelly, Jeff Campbell und Stefan Tschannen zählen, sie haben mit den Verpflichtungen von «Bad-Guy» Josh Primeau (Ajoie), Nico Dünner (Zug), Arnaud Montandon (Red Ice Martigny), Philippe Seydoux (Lausanne) und Claudio Cadonau (Biel) auch deutlich an Substanz gewonnen. Für die höchste Liga fehlen jedoch Infrastruktur und Finanzkraft.
Gespannt sein darf man auf Visp, das 2016 sein 75-Jahr-Jubiläum feiert. In diesem Frühjahr scheiterten die Walliser im Viertelfinal mit 0:4 an Olten, nachdem sie ein Jahr zuvor NLB-Meister geworden waren. Welches Gesicht zeigen sie diesmal? Vieles wird von der Defensive abhängen. Dort muss sich Visp trotz des Rücktritts von Routinier Beat Heldstab steigern – in der vergangenen Saison kassierten nur die GCK Lions in der Qualifikation mehr Gegentore. In der Offensive stellt sich die Frage, ob es dem neuen Kanadier Jason Bast gelingt, den Abgang von James Desmarais zu kompensieren. Desmarais gehörte in den letzten neun Saisons zu den überragenden Stürmern der NLB und brachte es in 456 Partien auf 294 Tore und 445 Assists. Gold wert könnte für Visp die Erfahrung des neuen Trainer-Assistenten Gil Montandon sein, der mehr als 1000 NLA-Spiele in den Beinen hat.
Red Ice Martigny hat sich in der Regular Saison seit dem Aufstieg 2012 stetig verbessert: Nach den Rängen 8 und 4 schaute zuletzt der 2. Platz heraus. Im Halbfinal war dann aber gegen Olten (1:4) Schluss. Das Team von Trainer und Sportchef Albert Malgin dürfte mit seiner attraktiven Spielweise auch diesmal eine gute Rolle spielen. La Chaux-de-Fonds, Dritter der letzten Qualifikation, sollte ebenfalls erneut problemlos die Playoffs erreichen.
Die restlichen zwei Plätze in der K.o.-Runde dürften Ajoie, Thurgau und die GCK Lions unter sich ausmachen. Aufsteiger Winterthur ist mit einem Budget von 1,6 Millionen Franken finanziell das mit Abstand schwächste NLB-Unternehmen und tritt zumindest in der Startphase ohne Ausländer an. Alles andere als der letzte Rang käme deshalb einer Überraschung gleich, auch wenn die Vorbereitung aufhorchen lässt.
Neu wieder mit 10 Teams
In dieser Saison besteht die NLB nach dem Aufstieg von Winterthur wieder aus zehn Mannschaften. Die Qualifikation umfasst 45 Runden. Danach spielen die besten acht Equipen in den Playoffs um den NLB-Meistertitel (best of 7). Für die beiden Letztplatzierten der Qualifikation ist die Saison zu Ende. Einen Absteiger gibt es nicht. Die Playoff-Partien ergeben sich aus der Schlussrangliste (1.-8., 2.-7., 3.-6., 4.-5.). Der NLB-Meister nimmt an der Liga-Qualifikation gegen den Verlierer des «Playout-Finals» der NLA teil.