In Indien haben am Donnerstag Händler, Ladenbesitzer und Arbeiter gegen die geplante Öffnung des Einzelhandels für multinationale Handelsunternehmen wie Walmart, Metro oder Tesco protestiert. In vielen Städten blieben am Donnerstag Läden und Supermärkte und Büros geschlossen.
Die Opposition und Gewerkschaften hatten zuvor zu einem 24-stündigen Streik aufgerufen. Demonstranten blockierten den Zugverkehr in Uttar Pradesh und Bihar, indem sie sich auf den Gleisen niederliessen. In der Hauptstadt Neu Delhi und vielen anderen Städten des Landes waren grossen Kundgebungen geplant.
Die indische Regierung hatte in der vergangenen Woche beschlossen, den Einzelhandel stärker für ausländische Supermarktketten zu öffnen. Sie will damit erreichen, dass mehr Nahrungsmittel auch tatsächlich zum Konsumenten gelangen.
Derzeit verrotten 35 bis 40 Prozent der Ernten wegen mangelnder Lager- und Transportmöglichkeiten. Die ausländischen Konzerne sollen zudem zehn Millionen neue Stellen schaffen.
Der Widerstand im Land gegen das Vorhaben ist massiv: Wegen heftiger Proteste von Besitzern kleiner Läden, der Opposition und Teilen der Regierungsparteien hatte die Regierung die bereits im vergangenen November geplante Reform zunächst absagen müssen.
Am Donnerstag würden 50 Millionen Menschen an den Protesten gegen die Reform teilnehmen, kündigte die Gewerkschaft der Einzelhändler an. Auch viele Lkw- und Busfahrer in Indien wollten am Donnerstag streiken. Ihr Protest richtet sich gegen die jüngste Erhöhung des Dieselpreises um zwölf Prozent.
Ein wichtiger Koalitionspartner von Premierminister Manmohan Singh, die Trinamool-Congress-Partei, hatte bereits am Dienstag aus Protest gegen die Wirtschaftsreformen angekündigt, der Regierung die Unterstützung im Parlament zu entziehen.
Am Freitag sollen zudem sechs Minister der Partei ihren Rücktritt einreichen. Damit droht der von Singhs Kongress-Partei angeführten Koalition der Verlust ihrer Mehrheit im Parlament.