Die Swiss Football League sanktioniert die beiden Lugano-Spieler Patrick Rossini und Igor Djuric wegen des Verstosses gegen das Verbot der Fremdprämien hart. Sie sperrt das Duo für 12 Pflichtspiele.
Das überaus heftige Urteil geht auf einen Vorfall vom Mai dieses Jahres zurück. Die SFL sah es als erwiesen an, dass die Luganesi Rossini und Djuric im Vorfeld der Challenge-League-Partie Servette – Schaffhausen mehreren Spielern der Gäste Geld für einen Punktgewinn angeboten hatten. Schaffhausen gewann die Partie gegen Luganos (sportlich) grössten Widersacher um den Aufstieg in Genf 2:1, worauf gemäss Medienberichten in einem Couvert 20’000 Euro beim FCS eintrafen. Präsident Aniello Fontana leitete den laut eigenen Aussagen ungeöffneten Brief sowie ein Protokoll des Gesprächs mit den kontaktierten Spielern an die SFL weiter.
Die Disziplinarkommission der Liga kam nun zum Schluss, dass Rossini und Djuric gegen das Verbot der Fremdprämien verstossen hätten. Gemäss Artikel 135 des Wettspielreglements des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV) ist es nur dem eigenen Klub gestattet, seinen Spielern Siegprämien zu entrichten. Die Spieler wiederum dürfen keine Fremdprämien annehmen.
Lugano hat gegen das nicht rechtskräftige Urteil sofortigen Rekurs eingelegt und bezweckt dadurch aufschiebende Wirkung. Die Tessiner rechnen damit, dass Innenverteidiger Djuric und Stürmer Rossini vorderhand nur für das kommende Cupspiel gegen den interregionalen Zweitligisten Castello gesperrt sind. Bis wann die nächsthöhere Instanz, das SFL-Rekursgericht, einen Entscheid fällen muss, ist zeitlich nicht festgelegt. Rechtsanwalt Brenno Canevascini kündigte in regionalen Medien bereits an, das Urteil falls nötig bis vor den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne zu ziehen.
Involvierte Personen des FC Schaffhausen kamen nicht ungeschoren davon. Mirko Facchinetti wurde wegen «aktiver Unterstützung des reglementswidrigen Vergehens», das die SFL nicht genauer erläutern wollte, mit 5000 Franken gebüsst, sein ehemaliger Mitspieler Antonio dos Santos mit 3000 Franken. Zudem erteilte die SFL dem Schaffhauser Trainer Maurizio Jacobacci einen Verweis. Der Coach hatte den Vorfall nicht unverzüglich dem SFV mitgeteilt und damit gegen die Meldepflicht verstossen. Die ebenfalls befragten Igor Tadic und Luca Tranquilli wurden freigesprochen.
Die SFL-Disziplinarkommission um Präsident Daniele Moro schuf mit dem Urteil ein Präjudiz; das Gremium hatte noch nie mit einem derartigen Fall zu tun. Die höchste Sperre der Ligageschichte sind die Sanktionen gegen Innenverteidiger Djuric und Stürmer Rossini indes nicht. 1996 war Jean-Pierre Cyprien (Neuchâtel Xamax) wegen einer «Kung-Fu-Attacke» gegen den damaligen St. Galler Trainer Roger Hegi erst für neun Monate, nach einer Urteilsrevision schliesslich für 15 Spiele gesperrt worden.
Den bislang gravierendsten Fall der Neuzeit hatte die Liga im Herbst 1989 nach den physischen Übergriffen gegen Schiedsrichter Bruno Klötzli im Spiel Wettingen – Sion zu beurteilen. Das Verbandssport-Gericht des SFV sprach gegen vier Wettinger Spieler nach der Abweisung des Rekurses Suspendierungen zwischen vier und zwölf Monaten aus.