Therese Johaug ist bei einer Dopingkontrolle hängengeblieben. Bei der 28-jährige Norwegerin, die im vergangenen Winter den Langlauf dominiert hatte, wurde das anabole Steroid Clostebol nachgewiesen. Angeblich hat die Sportlerin eine Crème gegen Sonnenbrand verwendet.
Die positive Probe stammt gemäss dem norwegischen Skiverband von einem unangekündigten Test der norwegischen Anti-Doping-Agentur NADA vom 16. September.
Johaug und ihrem Arzt Fredrik Bendiksen zufolge soll sich die Substanz in der Crème Trofodermin befunden haben, die Bendiksen Johaug zur Behandlung eines Sonnenbrands an der Lippe zwischen dem 4. und 15. September im italienischen Livigno verabreicht hatte. Italienische Apotheker hätten versichert, dass keine verbotenen Substanzen in der Crème enthalten seien.
«Ich bin am Boden zerstört und verzweifelt angesichts der Tatsache, dass ich in diese schwierige und für mich unreale Situation geraten bin», erklärte Johaug in einem Statement. Sie sei sich der Verantwortung über die Medikamente, die sie einnehme, bewusst. Johaug gewann in der letzten Saison zum zweiten Mal den Gesamtweltcup. Mit 17 Saisonsiegen egalisierte sie die Bestmarke von Marit Björgen.
Bendiksen übernahm die volle Verantwortung für den Fall. «Ich bin zutiefst unglücklich über die Situation, in die ich Therese gebracht habe. Sie hat die Crème nicht illegal verwendet, ich habe sie ihr gegeben. Therese ist eine verantwortungsvolle Sportlerin, die sorgfältig und genau alles prüft, was sie tut», betonte der Mannschaftsarzt.
Norwegischer Verband plädiert auf Freispruch
Der norwegische Verband will zunächst keine Strafmassnahmen ergreifen und kämpft für einen Freispruch von Johaug. Man wolle Johaug und Bendiksen nach der Offenlegung schützen. «Das ist eine ernste Situation für Therese Johaug, Fredrik Bendiksen und den norwegischen Langlaufsport», sagte Thorbjörn Skogstad. Der Chef des norwegischen Langlauf-Komitees berief die Führung ein, um weitere Schritte zu beraten. Man werde sich auch mit der NADA unterhalten, was nun zu tun sei.
Beim Weltverband FIS nahm man die Nachricht mit gemischten Gefühlen entgegen. «Wir müssen abwarten, wie die norwegische Anti-Doping-Agentur und der norwegische Verband damit umgehen. Grundsätzlich ist es für Norwegen ein sehr unglücklicher Zeitpunkt, so kurz vor Beginn der Saison mit einer WM in Skandinavien. Die FIS legt grössten Wert auf sauberen Sport. Deshalb werden wir die Entwicklung genau verfolgen», betonte FIS-Generalsekretärin Sarah Lewis.
Zweiter prominenter Dopingfall in Norwegen
Die siebenfache Weltmeisterin ist nach Martin Johnsrud Sundby der zweite prominente Dopingfall des Jahres im norwegischen Langlaufsport. Im Juli stellte sich heraus, dass Sundby in der Saison 2014/15 zweimal positiv auf das Asthma-Medikament Salbutamol getestet worden war.
Der 31-Jährige hatte das in Sportlerkreisen weitverbreitete Mittel mit ärztlicher Genehmigung angewandt, dabei aber einen Formfehler begangen, weshalb ihm die Ergebnisse der betroffenen Rennen aus der Saison 2014/15 gestrichen wurden und er ab dem 11. Juli 2016 für zwei Monate gesperrt war.