Wenn am Montag die Heim-Weltmeisterschaften in St. Moritz beginnen, so hat vor allem Lara Gut in der Hand, dass es für die Schweiz erfolgreiche Titelkämpfe werden.
Dass in den kommenden zwei Wochen im Engadin ein Skifest stattfinden wird, steht ausser Frage. Nicht nur Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann hofft, dass dank Medaillenerfolgen der nationalen Skistars die Party-Stimmung noch grösser wird. Dabei zählt der Abfahrts-Weltmeister von 1993 auf die akribische Vorbereitung auf die Heim-WM im Engadin: «Es gilt für uns, den Heimvorteil zu nutzen. Unsere Teams haben sich in den vergangenen Jahren oft in St. Moritz aufgehalten. Auch gab es im letzten Sommer einen WM-Kickoff-Event, um die Vertrautheit mit dem Berg nochmals zu erhöhen.»
Auch bezüglich Infrastruktur und Räumlichkeiten sei von Seiten Swiss-Ski das Möglichste gemacht worden, damit sich die Schweizer WM-Starter in St. Moritz und auf der Corviglia wohl fühlen. Lehmann: «Für unsere Athleten soll an diesem Berg möglichst alles selbstverständlich sein. Sie sollen das Gefühl haben, es könne ihnen nichts passieren, das sie aus der Ruhe bringt.»
Der Ruhe förderlich wäre nicht zuletzt ein guter WM-Auftakt. Gibt es in den ersten zwei Rennen – dem Super-G der Frauen am Dienstag und der Männer am Mittwoch – bereits Schweizer Edelmetall, wäre die Basis für erfolgreiche Titelkämpfe der Gastgeber gelegt. Eine zentrale Rolle in diesen Gedankenspielen kommt der dreifachen Super-G-Saisonsiegerin Lara Gut zu. Ausserdem konnte die 25-jährige Tessinerin in dieser Weltcup-Saison noch in zwei weiteren Disziplinen Triumphe feiern.
In vier Disziplinen top
Neun Podestplätze – je drei in der Abfahrt, im Super-G und Riesenslalom – zeugen von Lara Guts Leistungsvermögen. Auch in der Kombination gehört sie am Ort ihres ersten Weltcup-Podestplatzes und -Triumphs (beides 2008) zu den Siegesanwärterinnen. Doch bei all den Erwartungen gilt zu bedenken, dass es eine Sieggarantie nicht gibt. Als Beispiel dafür steht der Super-G vom letzten Sonntag in Cortina. Da befand sich die Tessinerin auf bestem Weg, die Konkurrentinnen zu deklassieren. Doch statt dem Jubel über den vierten Super-G-Sieg im vierten Saisonrennen folgte der schmerzhafte Ausfall.
Besser bei der Hauptprobe als bei der WM, dürfte sich nicht nur Lara Gut gedacht haben. Zum Glück zog sich die letztjährige Gesamtweltcupsiegerin, die an Grossanlässen trotz bereits fünf Medaillen noch ohne goldene Auszeichnung dasteht, keine Verletzung zu. Gemäss Frauen-Cheftrainer Hans Flatscher braucht soe allerdings bis zum WM-Auftakt «wirklich jeden Tag und alle Mittel und intensive therapeutische Betreuung. Doch es kommt gut.»
Holdener und Feuz als Trümpfe
Neben Lara Gut wird Wendy Holdener am meisten zugetraut. In sechs von sieben Slaloms des Winters stand die 23-jährige Schwyzerin auf dem Podest. Dazu zählt sie in der Kombination, in der sie letztes Jahr die kleine Kristallkugel gewonnen hat, zu den Favoritinnen.
Bei den Männern stehen in der ersten WM-Woche Abfahrts-Titelverteidiger Patrick Küng, Carlo Janka und vor allem Beat Feuz im Mittelpunkt. Der Berner gewann vor knapp elf Monaten beim Weltcup-Finale auf der gleichen Piste sowohl die Abfahrt wie auch den Super-G. Nach harzigem Saisonauftakt zeigte er zudem in den letzten Wochen starken Aufwärtstrend, mit 3. Plätzen in Kitzbühel (Super-G) und Garmisch (Abfahrt). Danach sagte Feuz, der am 11. Februar, dem Tag der WM-Abfahrt, 30 Jahre alt wird: «Ich bin für die WM parat.» Die Nachwehen seines Sturzes in Kitzbühel, die ihn zuletzt in Garmisch («Ich habe mich da nicht wirklich wohl gefühlt») noch beschäftigt hatten, sollten in der kommenden Woche kein Thema mehr sein.
In den weiteren Disziplinen ist Cheftrainer Thomas Stauffer auf Exploits seiner Athleten angewiesen. Am ehesten Medaillenchancen bestehen noch in der Kombination mit dem Trio Janka, Mauro Caviezel und Justin Murisier. Im Slalom lässt vor allem die Konstanz von Daniel Yule hoffen, der in dieser Saison immer in den Punkten war und die Ränge 4, 5, 6 und 8 belegte. Im Riesenslalom hingegen sieht es gar nicht rosig aus. Als Siebenter in Sölden und zuletzt Achter in Garmisch sorgte Murisier für die besten Schweizer Platzierungen.