Weil die Bahn am Gotthard zurzeit keine Güter transportieren kann, fordern die Camionneure für die A2 ein Sonderregime. Zudem sehen sie in der jetzigen Situation den Beweis dafür, dass es für den Gotthardstrassentunnel eine zweite Röhre brauche.
Wegen des Felssturzes vom Dienstag in Gurtnellen UR ist die Gotthardbahnlinie vorderhand unterbrochen. Die zuverlässige Versorgung von Wirtschaft und Konsumenten ist nach Ansicht des Nutzfahrzeugverbandes ASTAG beeinträchtigt.
Die Lage zeige, wie fragil die wichtige Gotthardachse sei, hielt der ASTAG am Sonntag fest. Deshalb müsse vor der Totalsanierung des Gotthardstrassentunnels zwingend eine Ersatzröhre gebaut werden, heisst es in einer Medienmitteilung.
Kurzfristig, bis die Bahn auf der Gotthardachse wieder rollt, fordert der ASTAG vom Bund Notmassnahmen: Die Lastwagen sollen von weniger Vorschriften gebremst werden.
Beschränkungen lockern
Damit die LKW mehr Güter transportieren können, soll auf der A2 die Gewichtslimite um 4 auf 44 Tonnen angehoben werden. Beschränkungen auf den Zufahrtsstrecken im Tessin und in Uri sowie auf der Passstrasse sollen gelockert werden.
Für den Gotthardstrassentunnel fordert der ASTAG, dass die schweren Nutzfahrzeuge werktags gegenüber dem Reiseverkehr bevorzugt werden. PW-Lenker sollen den Gotthard grossräumig umfahren. Auch die Vorschriften für den Gefahrenguttransport (medizinische Güter) im Tunnel sollen temporär gelockert werden.
Weitere Forderungen betreffen das Nachtfahrverbot und die Unterhaltsarbeiten im Gotthardstrassentunnel, die für die nächsten Wochen geplant sind. Die Camionneure möchten, dass diese verschoben werden.
ASTRA: Sondermassnahmen nicht nötig
Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) kam den Anliegen der Camionneure bereits am Freitagabend insofern entgegen, als es die nächtlichen Sperrungen des Gotthardstrassentunnels verkürzte. Eine Verschiebung der Arbeiten sei aber nicht möglich, hatte es festgehalten.
Das ASTRA teilt die Lagebeurteilung der LKW-Branche nicht. Der zusätzliche Lastwagenverkehr auf der Nord-Süd-Achse halte sich in Grenzen. Ausserordentliche Massnahmen seien nicht nötig, bekräftige ASTRA-Sprecher Thomas Rohrbach am Sonntag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.
Verschütteter geborgen
Die SBB geht davon aus, dass der Abschnitt Erstfeld-Göschenen rund vier Wochen lang gesperrt sein wird. Bevor die Gesteinsmassen weggeräumt werden können, sind Sicherheitssprengungen nötig. Diese dürften gegen Ende der nächsten Woche durchgeführt werden.
Beim Felssturz war am Dienstag ein Bauarbeiter verschüttet worden. Dessen Leichnam wurde am Samstagmorgen geborgen. Es handelt sich um einen 29-jährigen Urner.