Lausannes Hemmungen im eigenen Stadion

Lausanne spürt auch drei Runden vor Schluss der Super League die Abstiegsgefahr. Dass sie nicht längst unbelastet spielen können, müssen die Waadtländer der Schwäche in den Heimspielen zuschreiben.

Lausanne spürt auch drei Runden vor Schluss der Super League die Abstiegsgefahr. Dass sie nicht längst unbelastet spielen können, müssen die Waadtländer der Schwäche in den Heimspielen zuschreiben.

Heute ist die Mannschaft aus der fünftgrössten Schweizer Stadt der Aufsteiger, dem die sofortige Relegation droht. Es ist nicht mehr das Lausanne Sports, dessen Pontaise in den Sechzigerjahren eine Festung war. Man schrieb den Waadtländern damals eine besondere Stärke in den Flutlichtspielen zu und nannte sie deshalb Könige der Nacht. Sie brachten Torschützenkönige hervor wie Pierre Kerkhoffs sowie ein paar Jahre später den Schweden Ove Grahn und Fritz Künzli. Der Niederländer Kerkhoffs, der bis heute in Lausanne geblieben ist, schoss «LS» zum Meistertitel 1965. Lausanne Sports spielte einen technisch betonten, attraktiven Fussball. Viele Spieler aus jener Zeit tragen klangvolle Namen. Zu ihnen zählen Georges Vuilleumier, Ely Tacchella, Richard Dürr, Pierre-Albert «Gabet» Chapuisat, Robert Hosp und René Schneider, Erich Burgeners Vorgänger.

In der jetzigen Mannschaft ist nichts mehr von Glanz und Gloria auszumachen. Betrachtet man die Qualität des Kaders, kann es sogar erstaunen, dass hinter Lausanne in der Tabelle nicht schon längst das Kreuzchen für den Absteiger steht und dass der FC Vaduz nicht schon längst seine vierte aufeinanderfolgende Saison in der höchsten Liga planen kann. Die Standhaftigkeit ist umso erstaunlicher, als die Lausanner keine Heimstärke, dafür eine ausgeprägte Heimschwäche ausweisen. Die Pontaise ist im doppelten Sinn morsch geworden.

Nach den Spitzenmannschaften Basel und YB ist Lausanne in den Auswärtsspielen die drittbeste Mannschaft der Liga, in den Heimspielen dagegen die schwächste. 10 von 13 Punkten im eigenen Stadion holten die Waadtländer im ersten Viertel der Meisterschaft. Nach dem 2. Oktober schauten aus elf Heimspielen noch drei Pünktchen heraus. Selbst Fabio Celestini, als Jungtrainer schon ein Tausendsassa, kann sich dieses Defizit nicht erklären. Sonst hätte er längst etwas dagegen unternommen wie mit der äusserst erfolgreichen Umstellung von einer Vierer- auf eine Dreierabwehr ab Mitte März.

Ende April hatte Lausanne mit dem Heimspiel gegen den direkten Konkurrenten Vaduz die riesige Chance, praktisch alles klarzumachen. Aber die Waadtländer vergaben diesen ersten Matchball zum Ligaerhalt kläglich und verloren 1:3. Auch das darauffolgende Heimspiel ging gegen eine Mannschaft verloren, die zu dieser Zeit keineswegs sattelfest war: 0:1 gegen St. Gallen.

Die Spielansetzung am Samstag ist für die Lausanner denkbar günstig. Sie spielen ab 17.45 Uhr gegen die Thuner, gegen die sie zuletzt auswärts 4:2 siegten, die jedoch mit vier Siegen in den letzten fünf Spielen die Mannschaft der Stunde sind. Wenn sie gewinnen, setzen die Waadtländer Vaduz unter einen riesigen Druck. Die Liechtensteiner beginnen ihren Match in Lugano um 20 Uhr. Sie würden dann schon wissen, dass ihnen im Tessin nur noch ein Sieg etwas nützen könnte.

Die Super-League-Spiele vom Samstag

Lausanne – Thun (Direktbegegnungen der bisherigen Saison: 4:4, 0:1, 4:2). – Samstag, 17.45 Uhr. – SR Pache. – Absenzen: Kololli (gesperrt), Blanco, Frascatore und Margiotta (alle verletzt); Ferreira, Bigler, Schindelholz, Zino und Lauper (alle verletzt). – Fraglich: -; Bürki (Wadenprellung). – Statistik: Wenn sie die Abstiegsgefahr so schnell wie möglich bannen wollen, müssen die Waadtländer wieder in einem Heimspiel etwas leisten. Der letzte Sieg auf der Pontaise, ein 4:1 gegen Lugano, datiert vom 2. Oktober. Seither holte Lausanne aus elf Heimspielen nur drei Punkte durch Unentschieden. Am Samstag geht es gegen Thun, die erfolgreichste Mannschaft der letzten fünf Runden. Unter Jeff Saibenes zeitweiligem Nachfolger Mauro Lustrinelli holten die Berner Oberländer 13 von 15 möglichen Punkten. Sie haben alle Sorgen längst verscheucht und können unbeschwert spielen wie am Mittwoch beim 3:1-Heimsieg gegen GC. In den Direktbegegnungen beendete Lausanne Anfang April mit einem 4:2-Auswärtssieg eine negative Serie von sieben Niederlagen und zwei Unentschieden.

Lugano – Vaduz (0:2, 1:5, 1:1). – Samstag, 20.00 Uhr. – SR Hänni. – Absenzen: Jozinovic, Rosseti (beide verletzt); Hasler, Costanzo, Burgmeier, Pfründer, Brunner, Jehle (alle verletzt) und Kaufmann (rekonvaleszent). – Fraglich: -; Muntwiler. – Statistik: Fünf Punkte und unter Berücksichtigung der Tordifferenz sechs Punkte muss Vaduz in den letzten drei Runden gegenüber Lausanne gutmachen, um nach dem Aufstieg 2014 nicht in die Challenge League zurückkehren zu müssen. Die Vaduzer klammern sich also auch nach dem Heimerfolg gegen die lustlosen Young Boys weiter an einen Strohhalm. Immerhin ist Lugano nebst St. Gallen der Gegner, gegen den sie traditionsgemäss am besten abschneiden. Keine der letzten sechs Partien gegen die Tessiner haben die Liechtensteiner verloren. In dieser Saison errangen sie sieben von neun möglichen Punkten. Am Samstag werden sie aber auf beflügelte Luganesi treffen. Unter Trainer Paolo Tramezzani hat Lugano eine verblüffende Wandlung vom ersten Abstiegskandidaten zum fast schon sicheren Europa-League-Teilnehmer durchgemacht. Nur zwei der letzten acht Spiele konnte Lugano nicht gewinnen, nämlich daheim gegen Basel (2:2 nach 0:2-Rückstand) und in Sitten (0:2).

Rangliste: 1. Basel 33/80 (84:31). 2. Young Boys 33/62 (68:43). 3. Sion 33/49 (56:50). 4. Lugano 33/47 (48:58). 5. Luzern 33/43 (56:62). 6. Thun 33/40 (55:62). 7. Grasshoppers 33/37 (44:53). 8. St. Gallen 33/37 (37:51). 9. Lausanne-Sport 33/34 (50:58). 10. Vaduz 33/29 (41:71).

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