Laut Studie egal, ob Kinder früher oder später Englisch lernen

Wann Kinder mit dem Englischlernen beginnen, ist laut einer Zürcher Studie egal. Wer die Sprache erst in der Oberstufe erlernt, hat die Frühlerner schon in sechs Monaten ein- und oft sogar überholt.

Englischwörterbücher und ein ABC-Buch im Unterricht einer 3. Klasse (Bild: sda)

Wann Kinder mit dem Englischlernen beginnen, ist laut einer Zürcher Studie egal. Wer die Sprache erst in der Oberstufe erlernt, hat die Frühlerner schon in sechs Monaten ein- und oft sogar überholt.

Den Grund sieht die Studienleiterin darin, dass Spätlerner Deutsch besser beherrschen, wenn sie mit dem Englischlernen anfangen.

Wann Kinder am besten eine Fremdsprache erlernen, ist heftig umstritten. Die eine Fraktion plädiert für einen so frühen Start wie möglich, weil kleinere Kinder leichter Sprachen lernen. Andere halten einen späteren Beginn für sinnvoll, wenn sich die Erstsprache sowie die schriftlichen Fähigkeiten gefestigt haben.

Eine Langzeitstudie mit Zürcher Gymnasiasten liefert nun ein salomonisches Urteil: Zumindest beim Englisch ist es egal, ob die Kinder die Fremdsprache bereits in der Primarschule lernen oder erst später. «Andere Faktoren sind viel wichtiger als das Alter», erklärte die Studienleiterin Simone Pfenninger von der Universität Zürich der Nachrichtenagentur sda.

Pfenninger hat 200 Gymnasiasten am Anfang und am Ende der obligatorischen Oberstufenzeit, also im 7. und im 12. Schuljahr, im Lesen und Schreiben getestet. Einige der Resultate stellt sie nun im «International Journal of Bilingual Education and Bilingualism» vor.

Nützt es nichts, so schadet es nicht

Es zeigte sich, dass die Spätlerner schon nach 6 Monaten den Vorsprung der Frühlerner eingeholt, oft sogar überholt haben, was Grammatik, Komplexität und Sprachfluss betrifft. Kurz vor der Matur fand Pfenninger keinerlei Unterschiede mehr.

Dies erklärt die Linguistin damit, dass die Spätlerner deutlich besser Deutsch schreiben konnten, als sie mit dem Englischlernen begannen. Den Rückstand im Deutsch holten die Frühlerner wiederum vollständig auf. Pfenningers Fazit zum Frühenglisch: «Nützt es nichts, so schadet es auch nicht.»

Englisch in die Oberstufe

Für den Streit um Frühenglisch oder Frühfranzösisch bedeutet das: «Englisch könnte man genau so gut in die Oberstufe verschieben, da man genau die gleichen Resultate erzielt», sagte Pfenninger. Damit stünde mehr Zeit für Französisch zur Verfügung. Ob die Schüler deswegen aber besser Französisch lernen würden, müsse separat untersucht werden.

Wenn nicht der frühe oder späte Lernbeginn – welche Faktoren bestimmen dann, ob ein Kind gut oder weniger gut Englisch lernt? In erster Linie sei es die Sprachbegabung, sagte Pfenninger: Wer in Deutsch gut ist, lernt auch leichter Englisch. Auch die Lehrkraft und die Motivation – die bekanntlich zusammenhängen – spielten eine Rolle.

Als besonders hilfreich zeigte sich die Immersion, bei der auch Unterricht in anderen Fächern in der Fremdsprache stattfindet. Dazu genügten die paar Wochenstunden, die Primarschüler mit Englisch verbrächten, jedoch nicht, meint die Linguistin. «Man bräuchte viel mehr Stunden mit Englisch in der Primarschule, damit das Wirkung zeigen würde.»

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