Im Bürgerkrieg in Sri Lanka wurden laut der UNO «sehr wahrscheinlich» Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen. Das gelte für die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) ebenso wie für die Armee.
Das UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte stellte den Bericht am Mittwoch in Genf vor. Darin ist die Rede von willkürlichem Beschuss, Folter, sexueller Gewalt und Zwangsrekrutierung von Kindern.
Der mehr als ein Vierteljahrhundert andauernde Bürgerkrieg endete im Mai 2009, als die Armee den Aufstand der LTTE mit aller Härte niederschlug. Allein in den letzten Monaten des Krieges sind nach UNO-Schätzungen bis zu 40’000 Zivilisten ums Leben gekommen.
UNO schlägt Sondergericht vor
Um die Verbrechen aufzuarbeiten, schlagen die Vereinten Nationen ein Sondergericht vor. Darin sollen sowohl internationale als auch srilankische Richter, Staatsanwälte und Ermittler vertreten sein.
«Ein rein inländisches Gerichtsverfahren hätte keine Chance gegen das weit verbreitete und berechtigte Misstrauen, das von Jahrzehnte langen Verstössen, Missbrauch und nicht gehaltenen Versprechen angefacht wurde», sagte UNO-Hochkommissar Said Raad al-Hussein. Er hoffe auf die neue Regierung von Präsident Mathiripala Sirisena.
Bürgerkrieg tobte 26 Jahre lang
26 Jahre lang tobte der Bürgerkrieg in Sri Lanka. Von 1983 bis 2009 kämpften die Befreiungstiger von Tamil Eelam für einen unabhängigen tamilischen Staat im Norden der Insel im Indischen Ozean. Auf der anderen Seite standen die Truppen der Regierungsarmee, die den Aufstand schliesslich niederschlugen.
Beiden Seiten wird vorgeworfen, Kriegsverbrechen begangen zu haben. Die LTTE – die von der EU als Terrororganisation eingestuft wurde – zwangsrekrutierte Kinder. Sie verübte Hunderte Selbstmordanschläge und sprengte Züge in die Luft. Der Armee wiederum soll Zivilisten sowie Spitäler bombardiert haben.
Zugrunde lag dem Bürgerkrieg ein ethnischer Konflikt. Rund drei Viertel der Bewohner der Insel Ceylon sind buddhistische Singhalesen, rund 18 Prozent meist hinduistische Tamilen. Die Minderheit, die teilweise während der britischen Kolonialherrschaft von Indien übergesiedelt war, fühlte sich unterdrückt und von Regierung, Polizei und Militär ausgeschlossen. Ihre Proteste mündeten in den Bürgerkrieg.