Mit harten Angriffen gegen Emmanuel Macron hat Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen den Wahlendspurt in Frankreich eingeläutet. Eine knappe Woche vor der Stichwahl stellte die Rechtspopulistin Macron als Vertreter der Finanzwelt und der Globalisierung dar.
«Ich rufe Euch auf, die Finanz, die Arroganz und die Herrschaft des Geldes zu verhindern», sagte Le Pen am Montag in Villepinte bei Paris vor Tausenden Anhängern. Sie sagte, die Finanzwelt habe ein Gesicht – es sei Macron; der Kandidat werde von Milliardären unterstützt.
Le Pen warf dem EU-freundlichen Macron zudem vor, Frankreich «der deutschen Kanzlerin» unterwerfen zu wollen. Den Namen Angela Merkel nannte sie in diesem Zusammenhang nicht. Le Pen hatte sich im Wahlkampf mehrfach kritisch über Deutschland geäussert und gesagt, sie wolle «nicht Vizekanzlerin von Frau Merkel sein».
Der EU-Skeptiker Nicolas Dupont-Aignan, designierter Premierminister von Marine Le Pen, hatte zuvor deren Rede eingeleitet. Er hatte im ersten Wahlgang vor gut einer Woche 4,7 Prozent der Stimmen erhalten.
Entscheidung am Sonntag
Le Pen und Macron treffen am Sonntag (7.5.) in der Wahl-Endrunde aufeinander. Der frühere Wirtschaftsminister Macron gilt in Umfragen als Favorit. Er war Investmentbanker, bevor ihn der sozialistische Präsident François Hollande 2012 als Topmitarbeiter in den Élyséepalast holte.
Macron ist Chef der Bewegung «En Marche!», die sich weder links noch rechts sieht. Der 39 Jahre alte Senkrechtstarter sagte dem britischen Sender BBC, er habe im Wahlkampf stets Europa verteidigt. Es sei aber nötig, die Europäische Union tiefgreifend zu reformieren. Le Pen will Frankreich abschotten, sich von der EU abwenden und aus dem Euro aussteigen.
Macron gedachte an der Seine-Brücke Pont du Carrousel des jungen Marokkaners Brahim Bouarram, der 1995 von Menschen ermordet wurde, die der extremen Rechten nahestanden.
Marine Le Pens Vater, der Front-National-Gründer Jean-Marie Le Pen, legte vor dem Denkmal der französischen Nationalheldin Jeanne d’Arc in Paris – wie schon in früheren Jahren – einen Kranz nieder. Der 88-Jährige war aus der Partei geworfen worden, ist aber nach einer richterlichen Entscheidung immer noch FN-Ehrenvorsitzender.
Ausschreitungen in Ostparis
Zum 1. Mai gingen wieder zahlreiche Menschen auf die Strasse, in der Hauptstadt gab es getrennte Märsche. Die gemässigte Gewerkschaft CFDT hatte dazu aufgerufen, am Sonntag für Macron zu stimmen. Die radikaler eingestellte CGT und andere Gewerkschaften weigerten sich hingegen, für Macron einzutreten.
Im Pariser Osten kam es am Rande der CGT-Demonstration zu Ausschreitungen. Vermummte warfen Molotow-Cocktails, die Polizei setzte nach Angaben des Nachrichtensenders BFMTV Tränengas ein. Es seien zwei Bereitschaftspolizisten verletzt worden, so der Sender. Insgesamt waren 9000 Polizisten und Soldaten im Einsatz.