Die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen hat sich am Dienstag in Beirut geweigert, für ein Treffen mit dem Grossmufti des Libanons ein Kopftuch zu tragen.
«Die höchste sunnitische Autorität der Welt hatte diese Anforderung nicht», sagte Le Pen, als ihr ein Kopftuch gereicht wurde. Das war in Videoaufnahmen zu sehen, die von französischen Medien veröffentlicht wurden. Mit der Aussage verwies die französische Präsidentschaftskandidatin auf ein früheres Treffen mit einem muslimischen Geistlichen in Kairo.
«Aber das ist nicht schlimm, übermitteln Sie dem Grossmufti meine Wertschätzung», fügte die Chefin der Partei Front National hinzu. «Aber ich werde mich nicht verschleiern», sagte sie und machte kehrt.
In einer Stellungnahme bedauerte das Büro des Grossmuftis den Vorfall. Allerdings sei Le Pen vor ihrem Besuch mitgeteilt worden, dass das Tragen eines Kopftuchs für das Treffen nötig sei und zum festgelegten Protokoll dafür zähle.
Le Pen hatte bei ihrem Besuch im Libanon am Montag Staatspräsident Michel Aoun und Regierungschef Saad Hariri getroffen. Aoun ist Christ, Hariri sunnitischer Muslim. Nach Einschätzung französischer Medien feilt Le Pen mit der Reise zwei Monate vor der Präsidentenwahl in Frankreich an ihrem internationalen Profil. Die FN-Chefin liegt in Umfragen für die erste Wahlrunde vorn, für die voraussichtlich nötige Stichwahl aber deutlich hinten.