Wegen der Ermordung eines prominenten Regierungskritikers in Kambodscha ist ein Mann am Donnerstag zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der Arbeiter hatte gestanden, den Politik-Experten Kem Ley im Juli vergangenen Jahres an einer Tankstelle erschossen zu haben.
Angeblich schuldete ihm das Opfer Geld. Menschenrechtler zweifeln jedoch am Geständnis des 43-Jährigen. Sie vermuten, dass die Tat in der Hauptstadt Phnom Penh politisch motiviert war.
Ley hatte die Regierung von Ministerpräsident Hun Sen, der im südostasiatischen Staat bereits seit 1985 an der Macht ist, häufig kritisiert. Zuletzt gründete er auch eine eigene Partei, die Grassroots Democratic Party (Demokratische Graswurzel-Partei).
Seine Ermordung hatte auch international für Aufsehen gesorgt. Ley wurde 46 Jahre alt.
Der Asien-Experte der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, Phil Robertson, bezeichnete den verurteilten Arbeiter als «Sündenbock». «Niemand glaubt diese lahme Geschichte mit den Geldschulden oder, dass er ohne die Rückendeckung von einflussreichen Leuten gehandelt hat», sagte er. Zugleich forderte er eine unabhängige Untersuchung, um die Hintermänner des Mordes ausfindig zu machen.