Lebenslange Haft für bosnisch-serbischen Ex-General Tolimir

Das UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag hat einen bosnisch-serbischen Ex-General des Völkermordes für schuldig befunden und zu lebenslanger Haft verurteilt. Zdravko Tolimir war nach Ansicht der Richter an den Planungen für das Massaker von Srebrenica 1995 beteiligt gewesen.

"Rechte Hand von General Mladic": Der verurteilte Zdravko Tolimir (Archiv) (Bild: sda)

Das UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag hat einen bosnisch-serbischen Ex-General des Völkermordes für schuldig befunden und zu lebenslanger Haft verurteilt. Zdravko Tolimir war nach Ansicht der Richter an den Planungen für das Massaker von Srebrenica 1995 beteiligt gewesen.

Der 64-Jährige spielte eine „bewusste und aktive Rolle“ bei der Ermordung von tausenden muslimischen Männern und Jungen in Srebrenica, urteilten die Richter am Mittwoch.

Tolimir war Leiter des Geheim- und Sicherheitsdienstes der bosnisch-serbischen Armee und einer der Stellvertreter von General Ratko Mladic, der sich zurzeit ebenfalls vor dem Tribunal verantworten muss.

Er war „die rechte Hand von General Mladic“, sagte der Vorsitzende Richter Christoph Flügge. „Der Angeklagte wusste nicht nur von der Absicht des Völkermordes, er hatte diese auch“.

Der Ex-General, der sich im Prozess allein verteidigt hatte, bezeichnete das Massaker von Srebrenica selbst als „Kampf gegen terroristische Gruppen“. Er habe dazu keine Befehle gegeben und sei auch nicht selbst vor Ort gewesen. Seit seiner Verhaftung 2007 hatte er seine Unschuld beteuert.

Äusserlich unbewegt nahm Tolimir seine Verurteilung wegen Völkermordes, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit entgegen. „Ich möchte, dass dieses Verfahren nach Gottes Willen abgeschlossen wird“, hatte er zu Beginn der Urteilsverkündung gesagt und sich mehrfach bekreuzigt.

UNO-Schutzzone überrannt

Der Völkermord der Enklave Srebrenica gilt als das schlimmste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Am 11. Juli 1995 hatten bosnische Serben die damalige UNO-Schutzzone überrannt.

Frauen, Kinder und alte Menschen wurden in Bussen weggebracht. Bis zu 8000 muslimische Männer und Jungen wurden ermordet und in Massengräbern begraben. „Das Leiden dieser Männer in den letzten Momenten vor ihrem Tod muss unerträglich gewesen sein,“ sagte Richter Flügge.

Bereits im März 1995 hatten die bosnischen Serben die Auslöschung der bosnisch-muslimischen Gemeinschaft beschlossen. „Tolimir hatte dies mitgeplant und beteiligte sich an der Ausführung“, sagte Flügge.

Mütter von Srebrenica begrüssen Urteil

Die Vereinigung der Mütter von Srebrenica begrüsste das Urteil gegen Tolimir. „Ich habe mein Vertrauen in das Haager Tribunal wiedergewonnen“, sagte Fahira Fejzic, die mit mehreren Mitgliedern der Organisation die Fernsehübertragung des Urteils in Sarajevo verfolgte.

Serbien hingegen wirft dem Haager Tribunal Parteilichkeit vor. Erst im vergangenen Monat hatten Freisprüche Protest hervorgerufen. So war der frühere kosovarische Regierungschef Ramush Haradinaj nach einem ersten Freispruch im Jahr 2008 erneut vom Vorwurf der Kriegsverbrechen während des Kosovokriegs der Jahre 1998 und 1999 entlastet worden.

Zwei Wochen zuvor waren die kroatischen Generäle Ante Gotovina und Mladen Markac vom Vorwurf der Kriegsverbrechen während des Bosnienkriegs freigesprochen worden.

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