Fünf Jahre nach den Mord an dem Journalisten Hrant Dink hat die türkische Justiz einen Mitverantwortlichen zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Angeklagte Yasin Hayal habe den jugendlichen Todesschützen Ogün Samast zu der Tat angestachelt, stellte ein Gericht am Dienstag in Istanbul fest.
Allerdings habe es für den Mord an dem armenisch-stämmigen Dink keine Verschwörung gegeben, zitierten türkische Medien aus dem Urteil. Der am Dienstag verurteilte Hayal wurde vom Vorwurf der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung freigesprochen.
Der zur Tatzeit noch minderjährige Todesschütze Samast war im vergangenen Jahr von einem Jugendgericht zu einer Haftstrafe von fast 23 Jahren verurteilt worden.
Dink, Herausgeber der türkisch-armenischen Wochenzeitung „Agos“, war ins Visier türkischer Ultranationalisten geraten, weil er die Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich als „Völkermord“ bezeichnet hatte. Das ist in der Türkei ein Tabubruch.
Samast hatte Dink im Januar 2007 in Istanbul auf offener Strasse erschossen. Kurz darauf gestand er die Tat. Der Anschlag löste international Bestürzung aus. Vor seiner Ermordung hatte Dink wiederholt Drohungen erhalten.
Weiterer Angeklagter freigesprochen
Freunde und Angehörige Dinks haben den türkischen Staat in den vergangenen Jahren immer wieder beschuldigt, mutmassliche Drahtzieher der Tat zu decken. Eine Anwältin der Dink-Familie kritisierte das Urteil am Dienstag scharf.
Mit der Feststellung des Gerichtes, es habe keine Verschwörung gegeben, werde an „der Tradition politischer Morde“ in der Türkei festgehalten, sagte Fethiye Cetin.
Ein weiterer Angeklagter wurde am Dienstag vom Vorwurf der Beteiligung an den Mord freigesprochen. Er erhielt aber mehr als zehn Jahre Haft für einen Bombenanschlag, der nicht in Verbindung mit dem Mord an Dink stand.