Die Untersuchungskammer der FIFA fordert eine lebenslange Sperre für UEFA-Präsident Michel Platini. Auch im Fall von FIFA-Präsident Sepp Blatter dürfte das gleiche Strafmass verlangt werden
Die Zahlung von zwei Millionen Franken, die Blatter an Platini 2011 geleistet hat, wird die sportpolitische Karriere beider beenden, wenn es nach dem Willen der Untersuchungskammer geht. Thibaud d’Alvès, der Anwalt von Platini, bestätigte am Dienstag, dass von der Untersuchungskammer eine lebenslange Sperre gegen seinen Mandanten gefordert wird. Aus dem Umfeld von Sepp Blatter gab es bislang keine Angaben. Die «Handelszeitung», die sich auf eigene Recherchen beruft, berichtete, dass auch für den 79-jährigen Blatter eine lebenslange Sperre oder bei unzureichender Beweislage zumindest ein zehnjähriger Ausschluss gefordert wurde.
D’Alès sprach von einem «puren Skandal» sowie einer Übertreibung, solch ein Strafmass zu fordern. Er warf der «für die Untersuchung zuständigen Person» vor, Platini im Hinblick auf die FIFA-Präsidentschaftswahl vom 26. Februar 2016 eliminieren zu wollen. Die FIFA-Ethikkommission gab keinen Kommentar ab. Der Fall liegt seit Montag bei der rechtsprechenden Kammer unter Vorsitz des deutschen Richters Hans-Joachim Eckert. Mit einem Urteil ist noch in diesem Jahr zu rechnen.
Die Untersuchungskammer hatte in der vergangenen Woche ihren Schlussbericht zu Platini und Blatter fertiggestellt und darin «Anträge für Sanktionen» gestellt, die eigentlich nicht hätten bekannt werden dürfen. Welche Partei diese Informationen an die Medien weitergegeben hat, ist unklar. D’Alvès wirft der FIFA vor, die Anträge öffentlich gemacht zu haben, um Platini zu schaden.
Hintergrund der Affäre ist eine Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken, die Blatter 2011 an Platini geleistet hat. Beide behaupten, dass das Geld für Beratertätigkeiten angewiesen wurde, die Platini von 1999 bis 2002 für die FIFA geleistet haben soll. Die Ethikkommission der FIFA hatte Blatter und Platini am 7. Oktober für 90 Tage von allen Fussball-Aktivitäten ausgeschlossen.
«Die FIFA will zeigen, dass es keinen Vertrag zwischen Blatter und Platini gibt. Wir haben die Beweise, dass solch ein Deal existierte. Wir werden dies an den CAS schicken, der den Fall fair innerhalb einer kurzen Zeit verhandelt», sagte d’Alès. In der Vergangenheit war der Verdacht aufgekommen, dass das Geld von Blatter an Platini für dessen Unterstützung bei der FIFA-Präsidentschaftwahl 2010 gewesen sei. Damals galten die beiden Spitzenfunktionäre, die die Vorwürfe zurückweisen, noch als Verbündete.
Platini setzt offenbar auf das Internationale Sportgericht CAS in Lausanne. Für den 60-jährigen Franzosen drängt die Zeit. Der einstige Spielmacher will Ende Februar beim ausserordentlichen Kongress die Nachfolge von Blatter antreten, der seinen Rücktritt angekündigt hat. Bis dahin braucht er einen Freispruch und müsste zugleich den Integritätscheck der FIFA bestehen.