Lega-Präsident Giuliano Bignasca ist tot

Der Tessiner Präsident der Lega dei Ticinesi, Giuliano Bignasca, ist gestorben. Der Tessiner Staatsrat Norman Gobbi bestätigte am Donnerstag eine Meldung über den plötzlichen Tod des prominenten Politikers.

Lega-Präsident Giuliano Bignasca vor den Tessiner Wahlen im Jahr 2011 (Archiv) (Bild: sda)

Der Tessiner Präsident der Lega dei Ticinesi, Giuliano Bignasca, ist gestorben. Der Tessiner Staatsrat Norman Gobbi bestätigte am Donnerstag eine Meldung über den plötzlichen Tod des prominenten Politikers.

Wie das Tessiner Fernsehen und Radio (RSI) berichtete, verstarb Bignasca in der Nacht auf Donnerstag. Er wurde 67 Jahre alt. Er soll sich am Mittwochabend nach einer Parteiversammlung unwohl gefühlt und vorübergehend ein Spital aufgesucht haben. Am Morgen sei er dann tot zu Hause aufgefunden worden.

Vermutlich habe Bignasca einen Herzstillstand erlitten, sagte Norman Gobbi gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Allerdings würden derzeit noch polizeiliche Untersuchungen zur genauen Todesursache durchgeführt.

Lega-Präsident auf Lebenszeit

Giuliano Bignasca (geboren am 10. April 1945) war „Präsident auf Lebenszeit“ seiner 1991 gegründeten Rechtspartei Lega dei Ticinesi. Im Jahr 1995 und 1999 bis 2003 sass er als Nationalrat im Bundesparlament. Seit 2000 gehörte er zur Stadtregierung von Lugano, für die er derzeit auch wieder kandidierte.

Der streitlustige Tessiner Politiker war eine schillernde Persönlichkeit, die auch ausserhalb der Tessiner Grenzen grosse Popularität genoss. Mit viel Herzblut setzte er sich für seine politischen Interessen ein.

Umstritten und beliebt zugleich

Seine Kampagnen waren nicht immer unumstritten. Mal kündigte er den Italienern an, Grenzgänger zurückschicken und eine Mauer bauen zu wollen. Mal bekam er Ärger für einen zu drastischen Artikel im Parteiblatt „Il Mattino“ gegen Fahrende, die im Tessin mit ihren Karawanen Halt machten.

Auch Tessiner Institutionen in öffentlicher Hand griff er regelmässig an, unterstellte Misswirtschaft und mangelnde Transparenz. Weil er dabei aber durchaus auch mal ins Schwarze traf und als Vertreter der Interessen des Tessiner Volks auftrat, verzieh man ihm so manchen Skandal und diverse Strafanzeigen.

Aus Wahlkampf herausgerissen

Sein plötzlicher Tod hat ihn aus dem laufenden Wahlkampf in Lugano herausgerissen. Sein Ziel war es, drei von sieben Sitzen in der Exekutive zu ergattern und mit Marco Borradori erstmals einen Lega-Politiker zum Stadtpräsidenten zu machen. Ausserdem wollte er – abhängig vom Wahlausgang – den Nachfolger für Borradori in der Kantonsregierung bestimmen.

Entsprechend steht das Tessin unter Schock. Auf Twitter überschlagen sich die Trauerbekundungen aus allen politischen Reihen. Der Grünen-Chef Sergio Savoia spricht von einem Freund und grossen Politiker. CVP-Staatsrat Paolo Beltraminelli verabschiedete eine Person, die „Genie, Regellosigkeit und grosses Herz“ in sich vereinte.

Bignascas Kollegin aus der Stadtregierung Lugano, Giovanna Masoni Brenni (FDP), schreibt: Sie sei zwar oft im „Il Mattino“ angegriffen worden – doch sie behalte den Politiker in Erinnerung wie er an den gemeinsamen Sitzungen auftrat: als Kämpfer, zielstrebig und voller Leidenschaft.

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