Das Beatles-Album «Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band» feiert am (heutigen) Donnerstag seinen 50. Geburtstag. Die achte Studioproduktion der englischen Band gilt als erstes Konzeptalbum der Popgeschichte und traf den Geist seiner Zeit punktgenau.
Trotz fortgeschrittenen Alters ist das Album heute noch relevant. Die Beatles setzten mit dieser Platte, die laut Paul McCartney vom Album «Pet Sounds» der Beach Boys inspiriert worden war, gleich auf mehreren Ebenen neue Massstäbe. Sie liessen die Songtexte aufs Plattencover drucken, verwendeten bei den Aufnahmen sämtliche technischen Möglichkeiten des Studios – dazu musste ein 40-köpfiges Orchester her.
Produzent war George Martin, der von vielen als der fünfte Beatle bezeichnet wird. Angesichts seiner Leistungen als Arrangeur und teils auch Mitmusiker ist das auch durchaus berechtigt.
Aufsehen erregte auch die Covergestaltung mit der Band, umringt von insgesamt 70 Persönlichkeiten aus aller Welt, wobei die Palette von Albert Einstein über Karlheinz Stockhausen, Lewis Carroll, Johnny Weissmüller, Tony Curtis, Marlene Dietrich und Marilyn Monroe bis zu Bob Dylan und Aldous Huxley reichte. John Lennon wollte auch Jesus Christus, Elvis Presley und sogar Adolf Hitler auf dem Cover haben, das liess die Plattenfirma allerdings nicht zu.
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Die Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band war eine Idee von Paul McCartney, er sah sie quasi als Spiegelung der Beatles. Der gleichnamige Einstiegssong ins Album fährt dem Zuhörer heute noch in die Beine. Wie überhaupt abseits der Spielereien rundherum die Musik wohl den Hauptanteil daran hat, dass das Album vom «Rolling Stone» im Jahr 2003 zum «Greatest Album of All Time» gekürt wurde.
Da gibt es das herrlich clowneske «Being for the Benefit of Mr. Kite!», das einen in den Zirkus entführt, zu Feuerspuckern und Jongleuren am Ende der ersten Seite. Die zweite beginnt mit dem psychedelischen «Within You Without You» von George Harrison und seiner Sitar, der ein völlig anderes Klanguniversum entstehen lässt. Da darf auch Ringo Starr singen, der den Lennon-Song «With a Little Help from My Friends» gutmütig und harmlos klingen lässt – das volle Potenzial der Komposition wurde später von Joe Cocker ausgeschöpft.
«Lucy in the Sky with Diamonds» entführt in höhere Sphären, «When I’m Sixty-Four» klingt wie ein Kinderlied, wogegen «Good Morning Good Morning» ganz schön rockt. Dann gibt es noch einen Griff die Schmalzabteilung, wenn «She’s Leaving Home» erklingt, und den Abschluss bildet das monumentale «A Day in the Life», das in nicht einmal sechs Minuten Spielzeit die gesamte Bandbreite des Könnens von John Lennon und Paul McCartney widerspiegelt.
Jubiläumsedition
Allein in den ersten vier Jahren nach dem Erscheinen verkaufte sich «Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band» rund sieben Millionen Mal, zum Jubiläum brachte Universal am 26. Mai eine Reihe von Luxus-Editionen heraus, auf CD, auf DVD und auf Vinyl, mit Neumischungen, Originalsounds und viel Rundherum.
Generationen junger Menschen haben dieses Album in den vergangenen 50 Jahren immer wieder neu entdeckt, und es steht zu erwarten, dass auch der 100. Geburtstag von Sgt. Pepper und seiner Band wieder gross gefeiert wird. Dazu trägt natürlich auch bei, dass das Konzeptalbum auch als Basis für den – ebenfalls längst im Kultstatus befindlichen – Film «Yellow Submarine» diente, der mindestens ebenso einflussreich war wie das Sgt.-Pepper-Album.
Diese überbordende Kreativität, die Lust auf Neues, die von den vier Musikern aus Liverpool damals ausgelebt wurde, haben sich als atmosphärischer Hintergrund in die Musik, die Texte und den Film eingeprägt und sind auch fünf Jahrzehnte später noch spürbar.