Lego – Die Bausteine des Lebens

Lego gibts jetzt auch im Kino. So fantasieanregend wie die Baukästen ist das nicht. Eher laut und actiongeladen. Im genetischen Baukasten jedes Kindes sind sie seit Generationen enthalten: Die Bausteine mit den Noppen oben und den hohlen Röhren unten. Sie sind unendlich oft steckbar und ebenso oft wieder trennbar. Egal, ob man nach Bausatz baut, […]

Lego gibts jetzt auch im Kino. So fantasieanregend wie die Baukästen ist das nicht. Eher laut und actiongeladen.

Im genetischen Baukasten jedes Kindes sind sie seit Generationen enthalten: Die Bausteine mit den Noppen oben und den hohlen Röhren unten. Sie sind unendlich oft steckbar und ebenso oft wieder trennbar. Egal, ob man nach Bausatz baut, oder einfach drauflos – in jedem Lego-Spiel steckt ein anarchistischer Kern: Nach jedem Aufbau folgt auch der Abbruch. Lego ist die Schule der Erfindung und Vergänglichkeit.

«Leg godt!» – das Legoland ist bedroht

«Nun spielt mal schön!», heisst es, wenn Mutter den Karton mit den Legosteinen auf den Wohnzimmerboden entleert. Das tun Kinder seit jeher gern: «Leg godt!», heisst auf dänisch nichts anders als: «Spiel gut!». Das Kinderspiel ist der Baustein des Lebens.

Jetzt ist das Legoland allerdings bedroht: Der böse «Lord Business» will, was immer die Phantasie erlaubt, unter seine Fittiche kriegen: Puppenstuben, Raketenbasen, Garagen, Raumstationen und Monstertrucks. Er will alles geleimt und geklebt wissen. Kleben und kleben lassen ist seine böse Absicht.

Klar, dass die Guten das Lego-Land und ihre Welt retten wollen. Sie wollen das Altbewährte bewahren, weiter Bauen und Abreissen. Klar, dass das nicht so einfach ist. Klar, dass da alles aufgeboten wird, was an Weltenrettern so rumschwirrt: Superman, Batman, und – the Special One!  – der kleine Junge Emmet, der sich erst einmal als gar nicht so besonders herausstellt.

Action und Brüllkomik

Wer bei der filmischen Rettung des Legolandes einen Kinderfilm erwartet, muss sich allerdings auch auf Action gefasst machen: Es wird ordentlich laut gebrüllt, geschrien, gerast, gefallen, geschossen und gestürzt – es dröhnt allemal laut, wie an den regnerischen Sonntagnachmittagen, an denen der Nachbar seine Kinder ganz dem Cartoon-Channel überlässt. Der Lautstärkeknopf wird voll aufgedreht.

Was Lego als Spielzeug kann, kann der Film allerdings nur teilweise: Die Phantasie anregen. Eher wird die Phantasie zugedröhnt. Dazu hat man die Legofiguren fast wörtlich in die Filmanimation übersetzt, mit minimaler Mimik und kaum lesbarer Gestik.

Der Film erzählt die Geschichte vom unauffälligen Jungen Emmet, der über sich hinauswächst, reich bebildert. Die Dialoge sind gespickt mit Anspielungen für Erwachsene. Die Figuren sind – eher wie in «Southpark» – statisch animiert. Lesbar sind sie nur über grobe Zeichen und schreienden Text. Das Kinderherz darf nur selten mithüpfen.

Das Kind aus der Realität, Finn, das zum Schluss des Filmes als «Master of the Universe» über dem Legoland auftaucht, ist ein zwölfjähriger Gott mit viel Phantasie. In der Wirklichkeit ist Finn nämlich der Junge, der die ganze Geschichte mit den Legofiguren spielt. Der Nachbar (Will Ferell), in dessen Spielparadies Finn eingedrungen ist, ist im Geiste allerdings auch nicht viel älter als Finn selbst. Dies zumindest gibt der Geschichte einen kindgerechten Boden: Der Nachbar will alles zukleben. Finn wehrt sich gegen den Klebstoff. Er will Veränderung.

Kinder, die sich an der Action des Filmes freuen wollen, sollten also eine Mama oder einen Papa mitnehmen, der glaubt, geistig beweglicher zu sein als die Kinder selbst. Da machen dann Fragen, die offen bleiben, noch mehr Spass: Zum Beispiel darf ein Kind ja auch mal seine Eltern fragen: Was ist eigentlich Product-Placement?

Papa kann das auch

Wenn Mama lieber den Lego-Karton ausleert und nicht mit ins Kino will, weil es so schönes Wetter ist, kann man sie ja vielleicht auch erst einmal dazu überreden, zusammen einen eigenen Legofilm zu drehen. Zum Beispiel so:

Oder so. Das passt dann auch zum Wetter!

Wer weiss. Vielleicht sieht es nach ein paar Jahren Üben mit Papa dann auch so aus:

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Der Film läuft in den Pathé-Kinos

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