Weil er ein Kruzifix aus einem Klassenzimmer entfernt hat, hat ein Philosophielehrer in Italien einen offiziellen Tadel bekommen – gemäss einer aus Mussolinis Zeiten geltenden Vorschrift.
Der an einer staatlichen Schule im norditalienischen Triest unterrichtende Davide Zotti schrieb auf seiner Seite im Online-Netzwerk Facebook, er habe im Oktober das Kruzifix in seiner Klasse abgehängt, um gegen «homophobe Äusserungen» der katholischen Kirche zu protestieren. «Ich habe mein Recht und meine Pflicht zur Verteidigung der Laizität des Staates, für den ich arbeite, ausgeübt», fügte Lehrer hinzu.
Die Schulleitung sah das anders: Sie ordnete an, das christliche Symbol wieder an die Wand anzubringen und erteilte dem Lehrer eine Abmahnung.
Zwar ist der Katholizismus seit 1984 nicht mehr Staatsreligion in Italien. Aber eine Order aus der Zeit des faschistischen Diktators Benito Mussolini (1883-1945), wonach in jedem Klassenraum ein Kruzifix hängen muss, wurde nie in Frage gestellt.
«Ich habe verloren», schrieb Zanetti auf Facebook. «Ich muss nun mit dem Makel der Zensur durch meine Schulleitung unterrichten.»
Kritik kam auch von Atheisten: «Es ist verblüffend, dass eine staatliche Schule im Jahr 2014 keinen besseren Weg finden kann, ein Kruzifix durchzusetzen, als sich auf eine faschistische Regel zu beziehen», schrieb die italienische Vereinigung der Atheisten und Agnostiker (UAAR) in einer Stellungnahme zu dem Vorfall.