Kostenlose Smartphones, gratis Pausenmilch und gesponserte Unterrichtsmaterialien: Immer mehr Verbände und Firmen drängen in die Schule. Dieses Sponsoring ruft nach Ansicht des Lehrerverbandes nach Regeln. Er hat am Dienstag deshalb einen Leitfaden vorgestellt.
Die öffentlich finanzierte Bildung müsse inhaltlich ausgewogen sein und ohne Beeinflussung stattfinden, forderte der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) anlässlich der Eröffnung der Swiss Education Days in Bern. Eltern bräuchten die Gewissheit, dass ihre Kinder nicht einseitig beeinflusst oder mit Werbung eingedeckt würden.
Als besonders heikel wertet der Verband das verdeckte «Bezahlen» von kostenlosen Angeboten, etwa durch die Nutzung persönlicher Daten, die Schülerinnen und Schüler preisgeben. Daher spiele der Datenschutz eine zentrale Rolle im Bildungssponsoring.
Spardruck macht Schulen anfälliger
Nicht alle gesponserten Lernangebote seien problematisch. Es gebe viele gute und innovative Schulprojekte, welche die wichtigsten Verhaltensregeln an öffentlichen Schulen respektierten, schreibt der Lehrerverband in seiner Mitteilung.
Grundsätzlich sieht der Verband aber die Gefahr, dass Organisationen auf den Unterricht inhaltlich Einfluss nehmen. Die Abhängigkeiten würden durch Sparrunden noch verstärkt. Je mehr öffentliche Schulen finanziell unter Druck gerieten, desto eher seien sie bereit, kostenlose Angebote zu nutzen. Damit steige die Gefahr der verdeckten und offenen Werbung im Unterricht.
In dem Leitfaden zeigt der Lehrerverband anhand von Fallbeispielen den richtigen Umgang mit Sponsoring an Schulen auf. Darunter finden sich Themen wie Sachspenden, kostenlose Smartphones für Klassen, Werbung an Schulen oder den «Tag der Pausenmilch».
Manche Konzerne haben bereits gehandelt
Bereits tätig geworden sind 18 zivilgesellschaftliche Organisationen, Stiftungen und Unternehmen. Sie haben am Dienstag eine Charta zum Engagement von Privaten in der Bildung unterzeichnet. Unter den Erstunterzeichnern befinden sich neben der Post und Swisscom auch Samsung und Microsoft.
Mit der Charta verpflichten sie sich dazu, kantonale Datenschutzregelungen einzuhalten und auf Produktewerbung zu verzichten. Eltern müssen zudem vorgängig informiert werden, wenn ihrem Kind bestimmte kostenlose Nahrungsmittel in der Schule abgegeben werden. Damit könnten sie deren Abgabe verhindern.
Kantone in der Pflicht
In der Pflicht sieht der Lehrerverband aber auch die Kantone. Sie müssten gemeinsame Vorstellungen entwickeln, wie das Sponsoring an Schulen geregelt werden könnte.
Keinen Handlungsbedarf sieht vorerst der Westschweizer Lehrerverband Syndicat des enseignants romands (SER). Man habe sich aus dem Projekt des LCH zurückgezogen, hiess es auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Der Verband werde aber in den nächsten Jahren ein ähnliches Projekt prüfen.