Leibspeise: Kochen und Musik

Kochen und Musik gehören zusammen, weshalb gibt es noch kein Buch darüber? Ob Mehrgänger oder nur ein Käseomelett, ein paar Klänge gehören in die Küche. Es ist nicht mehr so ganz klar, wie es dazu gekommen ist, aber seit ein paar Wochen helfe ich in einem kleinen Restaurant mit. Das reizende Lokal in der Altstadt […]

Eierkuchen, Omelett oder Frittata

Kochen und Musik gehören zusammen, weshalb gibt es noch kein Buch darüber? Ob Mehrgänger oder nur ein Käseomelett, ein paar Klänge gehören in die Küche.

Es ist nicht mehr so ganz klar, wie es dazu gekommen ist, aber seit ein paar Wochen helfe ich in einem kleinen Restaurant mit. Das reizende Lokal in der Altstadt von Uzès ist eigentlich ein Tea-Room mit einer Küche in der Grösse einer Schuhschachtel. Als Herd dient ein zweiflammiger Gaskocher. Improvisation heisst das Zauberwort. Was am Mittag serviert werden soll, muss zuhause vorbereitet oder vorgekocht werden und bekommt dann in der Schuhschachtel den letzten Schliff. Das heisst, frühmorgens erst mal für ein paar Stunden zuhause in der Küche stehen, das Material verpacken und dann noch transportieren. Alles ist machbar und wie wir alle wissen: Mit Musik geht alles besser.

(K)ein Thema?

Ich behaupte mal kühn, zum Thema Kochen ist alles schon gesagt. Den Überblick über die Neuerscheinungen von Kochbüchern habe ich längst verloren und wenn man den TV-Machern glauben soll, interessiert sich die Menschheit nachmittags vorwiegend für Küchenarbeit – Kochshows auf allen Kanälen. Eine kleine Recherche hat ergeben, dass ein Thema nicht oder noch nicht genügend aufgegriffen wurde: Kochen und Musik. Falls also jemand ein Kochbuch in Planung hat, das diese zwei sinnlichen Bereiche verknüpft, hätte ich da ein paar mehr oder weniger ernst gemeinte Vorschläge.

Zum Beispiel Pink Martini (Sympathique), wunderbar zum Salat waschen, Tomaten schneiden, Gurken hobeln, Radieschen rüsten. Diese CD wirkt beruhigend falls Stressgefühle aufgrund des Zeitdrucks aufkommen sollten.

Bei Startschwierigkeiten („jetzt muss ich in die Küche und habe überhaupt keinen Bock“) hilft Amy McDonald (A Curious Thing). Ihr „Don’t Tell Me That It’s Over“ bringt richtig Schwung in die Sache, auch wenn klar ist, dass die Arbeit – wie Amy im Titel schon vermutet – gerade erst anfängt. Eignet sich grundsätzlich für alles und hilft gegen Motivationsprobleme am Herd.

Zaz mit „je veux“ polarisiert. Man mag sie oder eben nicht. Kritiker fragen sich, weshalb sie „je veux de l’amour, de la joie, de la bonne humeur, ce n’est pas votre argent qui fera mon bonheur“ singt und mit diesem Lied kommerziell Geld verdient. Egal, Zaz hören ist hervorragend zum Teig rühren, Schokolade schmelzen, Eiweiss und Eigelb trennen, Zucker karamelisieren.

Pasta mit quirrligem Italiener

Nicht zu vergessen die unverwüstlichen Bee Gees (The Ultimate), Allrounder im eigentlichen Sinn. Fleisch anbraten, Sauce reduzieren, Kartoffeln stampfen und gleichzeitig mitsingen. Adriano Celentano (Facciamo finta che sia vero) seinerseits ist natürlich perfekt für die Pasta-Zubereitung, aber nicht nur. Auch ein Hühnchen marinieren oder einen Braten aufsetzen gelingt gut mit diesem quirrligen Italiener.

Caro Emerald (Deleted scenes from the cutting room floor) hebe ich mir persönlich für die Desserts auf. Früchte schneiden, Rahm schlagen, Kuchenteig in die Springform füllen, eine Torte dekorieren, Caro vermittelt ein ruhiges Händchen und gute Laune gleichermassen. Die phänomenalen Kinks (The singles collection) eignen sich für vieles, vor allem sind sie super fürs Sandwich streichen, einen Tee aufgiessen oder Hamburger braten.

Klassik für die Mehrgänger

Ganz zum Schluss mein Favorit: Murray Perahia plays Bach (English Suites Nos. 2, 4 & 5) einfach grossartig für das Herrichten aller möglichen Menüs, auch Mehrgänger und jetzt freue ich mich auf die Kommentare im Sinne von „mit Bach Gemüse schnippeln, geht’s noch?“.

Es täuscht alles nicht darüber hinweg, dass ein Restaurant betreiben richtige Knochenarbeit ist. Aber es lebe die südfranzösische Unkompliziertheit. Wenn wir überraschend sehr viel mehr Leute bewirten sollten als geplant und in der Küche nichts mehr geht, gibt es Omelett. Ein Tipp: Bei der Zubereitung des „weltbesten Spargelsalats“ (siehe Rezept von sucrésalé von letzter Woche) ein paar Spargeln mehr rüsten und für diesen Eierpfannkuchen aufheben. 

Omelett mit Parmesan („Frittata“ nach Marcella Hazan)

Den Ofen auf Grill schalten und auf 180 Grad vorheizen. Fünf Eier in eine Schüssel schlagen. Salz, Pfeffer und 85 Gramm frisch geriebenen Parmigiano Reggiano beigeben. Wer will, fügt hier die gekochten und in Stücke geschnittenen Spargeln hinzu. 25 Gramm Butter in einer Pfanne zerlassen. Wenn sie zu schäumen beginnt, die Eimischung hineingeben und auf sehr geringe Hitze schalten. Wenn die Eier gestockt sind und nur noch die Oberfläche flüssig ist, die Pfanne in den Ofen ein paar Sekunden unter den Grill schieben. Herausnehmen, sobald die Oberfläche stockt. Das Omelett auf einen Teller gleiten lassen und in Stücke geschnitten wie eine Torte servieren.

 

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