Leiterin der Schweizer Iran-Handelsmission zieht positive Bilanz

Die Leiterin der Schweizer Handelsdelegation im Iran, die frühere Botschafterin in Teheran Livia Leu, hat eine positive Bilanz der Fact-Finding Mission gezogen. Die Schweiz sei gut positioniert, um im Iran Fuss zu fassen.

Leiterin der Handelsdelegation Livia Leu (Archiv) (Bild: sda)

Die Leiterin der Schweizer Handelsdelegation im Iran, die frühere Botschafterin in Teheran Livia Leu, hat eine positive Bilanz der Fact-Finding Mission gezogen. Die Schweiz sei gut positioniert, um im Iran Fuss zu fassen.

Dies sei möglich, sofern das Nuklearabkommen definitiv unter Dach komme, sagte sie in einem Telefongespräch mit der Nachrichtenagentur sda.

«Ich bin aber optimistisch, dass die Einigung zu Stande kommt. Man war noch nie so nahe dran», sagte Leu. Die Schweiz geniesse einen sehr guten Ruf im Iran. So nicht zuletzt auch durch ihre Schutzmachtfunktion für die USA, die sie seit 35 Jahren inne habe.

Die Schweiz habe immer eine besondere Position gehabt und sich für die politische und diplomatische Verständigung zwischen den USA und Iran eingesetzt. «Das wird sehr anerkannt. Und auch unsere Neutralität wird sehr geschätzt», sagte Leu, die während viereinhalb Jahren Schweizer Botschafterin in Iran war.

Die Schweizer Wirtschaft habe sicher einige Punkte auf ihrer Seite. «Wie alle anderen westlichen Staaten wird sie ihren Platz aber noch suchen und finden müssen,» sagte die Chefin des Leistungsbereichs Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen im Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) und Delegierte des Bundesrats für Handelsverträge weiter.

Grosses Potenzial

Das Potenzial wollte sie nicht beziffern. Aber der Iran sei ein grosses Land und ein sehr interessanter Markt. Es sei auch ein reiches Land mit viel Öl- und Erdgasvorkommen. «Das Potenzial ist in vielen Bereichen gross. Es wird aber letztlich davon abhängen, was die iranische Seite selber machen will und wo sie die Prioritäten setzen wird», sagte Leu.

Sie wies auch darauf hin, dass es sich derzeit nicht etwa um einen «leeren Markt» handle. Iran habe nicht einfach auf die Schweiz gewartet und nichts gemacht. Aufgrund der Sanktionen habe das Land auf der einen Seite begonnen, selber Waren zu produzieren, die früher importiert worden seien. Auf der anderen Seite hätten asiatische Länder ihre Marktposition in den letzten Jahren sehr stark ausgebaut.

Ein Punkt sei für die Schweiz immer wichtig gewesen: Die humanitären Güter. Vor einigen Jahren habe es Engpässe bei den Medikamenten gegeben. «Da haben wir uns eingesetzt, dass diese Lieferungen und Finanzierungen möglich sind», sagte sie weiter. Diese Kontakte seien vertieft worden und für die Schweiz handle es sich um einen wichtigen Bereich.

Im vergangenen Jahr belief sich das Handelsvolumen zwischen Iran und der Schweiz auf 640 Millionen Franken. Die Schweiz lieferte Waren im Wert von rund 610 Millionen Franken in das Land, führte im Gegenzug aber lediglich Waren im Wert von 30 Millionen Franken in die Schweiz ein.

Dreitägige Mission

Die Schweizer Handelsdelegation traf sich während drei Tagen mit Behördenvertretern, aber auch mit Wirtschaftsakteuren, insbesondere der iranischen Handelskammer, einer Art iranischer Version des Schweizer Wirtschaftsdachverbandes economiesuisse. Daneben gebe es seit einem Jahr auch eine iranisch-schweizerische Handelskammer, in der einzelne Firmen vertreten seien.

Ziel der Handelsmission sei gewesen, einen aktuellen Einblick in das wirtschaftliche Umfeld Irans zu gewinnen, eine Bestandesaufnahme der Beziehungen und der Perspektiven für die Zukunft zu machen. Zum Abschluss konkreter Verträge sei es derzeit noch zu früh.

Anfang April 2015 hatten die UNO-Vetomächte und Deutschland sowie Teheran in Lausanne eine unverbindliche Grundsatzeinigung im Atomstreit mit Iran erzielt. Bis Ende Juni wollen beide Seiten eine umfassende Lösung aushandeln.

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