Die Europäische Zentralbank (EZB) belässt die Leitzinsen auf ihrem Rekordtief. Bei ihrer ersten Ratssitzung im neuen Jahr entschieden die Wächter der EU-Geldpolitik in Frankfurt am Main, dass der wichtigste Zinssatz vorerst auf 1,00 Prozent bleibt.
Damit widersteht die EZB dem Ruf nach einer weiteren Zinssenkung zur Stützung der schwächelnden Konjunktur. Nach zuvor zwei Senkungen in Folge jeweils von einem Viertelprozentpunkt war mit dieser Zinspause gerechnet worden.
Wegen der schwächelnden Konjunktur gibt es allerdings bereits Forderungen, den wichtigsten Zins zur Versorgung der Kreditwirtschaft im Euroraum weiter zurückzunehmen und erstmals seit Einrichtung der EZB 1998 unter die Marke von 1,0 Prozent zu senken.
Gefahr der Inflation
Niedrige Zinsen verbilligen tendenziell Kredite für Unternehmen und Konsumenten und können so das Wachstum anschieben. Allerdings befeuern sie auf der anderen Seite die Inflation.
Gegen einen weiteren Zinsschritt spricht: Noch haben die jüngsten massiven Massnahmen der Notenbank nicht ihre volle Wirkung entfaltet. Ausser mit niedrigen Zinsen greifen die Währungshüter den von Staatsschulden- und Vertrauenskrise gebeutelten Banken mit einem umfangreichen Sonderpaket unter die Arme.
So reichte die EZB kurz vor Weihnachten über einen aussergewöhnlich langen Dreijahreskredit fast 500 Mrd. Euro an Geldinstitute der Eurozone aus. Zudem lockerte sie die Kriterien für Sicherheiten, die Banken für Zentralbankgeld hinterlegen müssen. Alles das soll ein Austrocknen der Kreditströme verhindern und damit mögliche Negativfolgen für die Konjunktur abfedern.
Nach Meinung von Beobachtern wird sich die Notenbank unter ihrem seit Anfang November amtierenden Präsidenten Mario Draghi alle Optionen offen halten – auch aufgrund der nach wie vor vorhandenen Verspannungen im Bankensektor.
Die EZB selbst stellte im Dezember fest, die Finanzstabilität im Euroraum sei so stark gefährdet wie nie seit der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008.