Lenovo kauft Google Handy-Geschäft von Motorola ab

Google verkauft das Handy-Geschäft von Motorola nach weniger als zwei Jahren an den chinesischen Konzern Lenovo. Der weltgrösste PC-Hersteller zahlt dafür 2,91 Milliarden Dollar, zum Teil in eigenen Aktien, wie die Unternehmen am Mittwoch mitteilten.

Motorola erhält bald Lenovo-Anstrich: Kauf ist besiegelt (Archiv) (Bild: sda)

Google verkauft das Handy-Geschäft von Motorola nach weniger als zwei Jahren an den chinesischen Konzern Lenovo. Der weltgrösste PC-Hersteller zahlt dafür 2,91 Milliarden Dollar, zum Teil in eigenen Aktien, wie die Unternehmen am Mittwoch mitteilten.

Google hatte für Motorola Mobility 12,5 Milliarden Dollar bezahlt. Lenovo strebt ins Smartphone-Geschäft und kann die unter anderem in den USA bekannte Marke Motorola gut gebrauchen. Google hatte den Kauf von Motorola 2011 unter anderem mit dem Patent-Schatz des Mobilfunk-Pioniers begründet. Jetzt behält der Internet-Konzern einen Grossteil der Patente.

Lenovo erhalte mit dem Deal rund 2000 Patente. Google werde damit weiterhin das gesamte Android-Ökosystem verteidigen, sagte Konzernchef Larry Page. Hersteller von Android-Geräten stehen oft im Visier von Patentklagen von Rivalen wie Apple oder Microsoft. Google war mit dem Kauf von Motorola direkt in den weltweiten Patentkrieg der Mobilfunk-Branche hineingezogen worden.

Page begründete den Verkauf damit, dass Motorola im scharfen Wettbewerb in der Branche bei einem reinen Gerätehersteller wie Lenovo besser aufgehoben sei. Google könne sich nun ganz auf Innovationen bei Android konzentrieren.

Lenovo habe die Expertise, um Motorola Mobility zu einem «wichtigen Akteur» im Android-System zu machen, hiess es in einer von Google und Lenovo gemeinsam herausgegebenen Mitteilung weiter. Lenovo-Chef Yang Yuanqingof erklärte, der Zukauf werde Lenovo zu einem «starken globalen Wettbewerber» in der Handy-Sparte machen.

Verlust trotz Umbau

Unter Googles Regie wurde Motorola grundlegend umgebaut und brachte einige neue Modelle wie das aktuelle Flaggschiff Moto X und das günstigere Moto G heraus. Allerdings verlor die Sparte nach wie vor Geld. Motorola-Chef Dennis Woodside erzählte dennoch von grossen Plänen für Smartphones mit vielen Sensoren. Das Unternehmen richtete eine Fabrik in Texas ein, um die Motorola-Handys zu fertigen.

Die Übernahme barg von Anfang an Konfliktpotenzial: Google steht hinter dem weltweit dominierenden Smartphone-Betriebssystem Android. Und andere Hersteller von Android-Geräten wie Samsung hätten es nicht toleriert, wenn Motorola bevorzugt behandelt worden wäre.

Nur wenige Stunden vor Bekanntgabe des Deals mit Lenovo berichtete das Technologie-Blog «Recode», Google und der grösste Smartphone-Hersteller Samsung hätten sich auf eine engere Zusammenarbeit geeinigt. Unter anderem wolle Samsung eigene Anpassungen des Betriebssystems zurückfahren und stärker auf Google-Dienste setzen.

Auf Einkaufstour

Google hatte das Angebot für Motorola im August 2011 abgegeben und monatelang auf eine Freigabe durch internationale Regulierungsbehörden gewartet. Die Übernahme wurde erst im Mai 2012 abgeschlossen.

Der weltgrösste Computerhersteller Lenovo hatte erst vor wenigen Tagen bekanntgegeben, dem US-Konzern IBM für 2,3 Milliarden Dollar dessen ertragsschwaches Server-Geschäft abzukaufen.

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