Letzte Islamistenhochburg Kidal im Norden Malis vor Einnahme

Knapp drei Wochen nach dem Beginn des französischen Militäreinsatzes in Mali steht die letzte Islamistenhochburg im Norden des Landes vor der Einnahme. Die Soldaten brachten den Flughafen der Sahara-Stadt Kidal unter ihre Kontrolle, wie die Streitkräfte am Mittwoch mitteilten.

Ein Militärlager in Diabali, welches von den Islamisten eingenommen worden war, bevor es durch einen französischen Luftangriff zerstört wurde (Bild: sda)

Knapp drei Wochen nach dem Beginn des französischen Militäreinsatzes in Mali steht die letzte Islamistenhochburg im Norden des Landes vor der Einnahme. Die Soldaten brachten den Flughafen der Sahara-Stadt Kidal unter ihre Kontrolle, wie die Streitkräfte am Mittwoch mitteilten.

Der Präsident des Regionalparlamentes sagte, die Truppen hätten mehrere Flugzeuge und Helikopter dort stationiert. Demnach gab es zunächst keine Anzeichen für Widerstand durch Rebellen.

Ein Sprecher der französischen Streitkräfte bestätigte, dass die Soldaten nach Kidal vorrückten. Einzelheiten nannte er nicht. Ein Sandsturm hinderte die Franzosen zunächst an einem raschen Vormarsch in die Stadt. Ob die französischen Soldaten von malischen Truppen unterstützt wurden, war unklar.

Hunderte fliehen aus Kidal

Tuareg-Rebellen nahmen nach eigenen Angaben in dieser Woche Kidal ein, nachdem Dschihadisten die Stadt aufgegeben hatten. Ein MNLA-Sprecher sagte in Paris, man spreche sich mit den französischen Truppen im Moment ab. Die Gruppe rebellierte im vergangenen Jahr gegen die Regierung in Bamako, um ihren eigenen Staat Azawad im Norden des Landes zu gründen. Inzwischen fordern sie nur eine Autonomie.

Hunderte Menschen flohen aus Kidal in weiter nördlich gelegene Dörfer, wie das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlingen (UNHCR) erklärte. In Kidal, aber auch in Tessalit seien wegen der Kämpfe und der Schliessung der Grenze zu Algerien Nahrungsmittel, sauberes Wasser und Treibstoff knapp.

Frankreich warnt

Frankreichs Premierminister Jean-Marc Ayrault warnte trotz der raschen Einnahme vor „übertriebener Siegessicherheit“, die Gefahr sei noch nicht gebannt. Experten rechnen nun mit einer „Guerillataktik“ der schwer bewaffneten dschihadistischen Gruppen in Mali – und befürchten die Ausweitung des Konflikts auf die Nachbarländer.

Auch der französische Aussenminister Laurent Fabius räumte ein, dass die Lage jetzt schwieriger werden könnte. „Wir müssen sehr vorsichtig sein“, sagte er der Zeitung „Le Parisien“. Das Risiko von Anschlägen oder Geiselnahmen sei extrem hoch. Französische Interessen seien in der ganzen Sahelzone bedroht.

Viele Kulturgüter gerettet

Die französischen Streitkräfte hatten in der vergangenen Woche bereits die Städte Gao und Timbuktu im Norden Malis eingenommen. Laut Experten überstanden wertvolle Kulturgüter in Timbuktu die zehnmonatige Herrschaft der Dschihadisten weitgehend unbeschädigt.

Aus malischen Kreisen verlautete, Sammler und Verwalter hätten die Dokumente vor den Rebellen in Sicherheit gebracht. Die schätzungsweise 300’000 Texte enthalten Abhandlungen über Themen wie Recht, Wissenschaften, Medizin, Geschichte oder Politik.

In Mali setzt Frankreich 3500 Soldaten allein am Boden ein und will die Verantwortung für den Kampf gegen die Dschihadisten rasch an mehrere afrikanische Staaten abgeben. „Wir werden schnell wieder gehen“, sagte Fabius. Allerdings ist unklar, wann die afrikanische Truppe einsatzbereit ist.

Das französische Aussenministerium forderte die malische Übergangsregierung auf, schnell das Gespräch mit der Bevölkerung im Norden des Landes zu suchen. Das schliesse auch bewaffnete Gruppen ein, die Mali als einen Staat anerkannten, sagte Fabius‘ Sprecher. Die malische Regierung hatte Wahlen für Ende Juli angekündigt.

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