Ende einer industriellen Ära: Das letzte Kohlebergwerk Grossbritanniens hat dicht gemacht. Zum letzten Mal kehrten die Kumpel in der nordenglische Zeche Kellingley am Freitag aus der Tiefe zurück.
Rund 450 Bergleute arbeiteten bis zuletzt in der rund 30 Kilometer südlich von York gelegenen Grube. «Ein sehr trauriger Tag», sagte ein Gewerkschafter.
Das Aus für die Zeche markiert zugleich das Ende einer grossen Zeit. Ohne Kohle und Koks wäre die Industrielle Revolution in England im 18. und 19. Jahrhundert undenkbar gewesen. Sie waren die Energieträger für die Fabriken und Dampfschiffe. «König Kohle hat am Ende seine Krone verloren», kommentierte die Zeitung «Guardian». Jetzt gebe es nur noch an einigen wenigen Orten Tageabbau.
Auch in Deutschland geht der Steinkohle-Bergbau seinem Ende entgegen. Mit dem Aus für die Zeche Auguste Victoria in Marl schliesst der drittletzte deutsche Standort. Die Grube im Ruhrgebiet stellt nach 115 Jahren am Freitag ihre Förderung ein. Die Schliessung ist Teil des Ausstiegs aus der hoch subventionierten Steinkohle bis Ende 2018.
Schleichendes Ende
In Grossbritannien gab es laut BBC in den 1920er Jahren über eine Million Bergleute, noch Anfang der 80er Jahre waren es etwa 250’000 Kumpel. Allerdings läutete die schrittweise Umstellung auf Erdöl sowie billige Importe bereits vor Jahrzehnten das langsame Ende der britischen Kohle ein. Einen weiteren «Todesstoss» fügte Premierministerin Margaret Thatcher der Branche Anfang der 80er Jahre zu, als sie einen fast einjährigen Bergarbeiter-Streik gegen Zechenschliessungen und Privatisierungen niederkämpfte.
Allerdings: Nach wie vor werden in Grossbritannien bislang jährlich rund 50 Millionen Tonnen Kohle importiert. Auch Kohlekraftwerke soll es noch einige Zeit geben. Die Regierung kündigte kürzlich an, dass sie die Kohlemeiler innerhalb von zehn Jahren schliessen wolle. Nach Angaben der Regierung gibt es derzeit zwölf Kohlekraftwerke im Land. Sie verfügen nicht über die modernste Technik, bei der Kohlendioxid im Kraftwerk gebunden wird, um es unterirdisch einlagern zu können.
Sinkende Nachfrage
Die Kohle-Industrie stehe unter Druck, erklärte IEA-Chef Fatih Birol in Singapur. Der Hauptgrund sei China, aber nicht der einzige. Der Umbau der Wirtschaft in China und die Umweltpolitiken weltweit – Birol verwies auf das Klimaabkommen von Paris – würden die Nachfrage nach Kohle weiter drosseln. Im Jahr 2020 werden laut IEA rund um den Globus noch 5,8 Milliarden Tonnen Kohle verbrannt werden – rund 500 Millionen Tonnen weniger als bislang angenommen.
Die Nachfrage, die von 2010 bis 2013 jedes Jahr um durchschnittlich 3,3 Prozent zugenommen habe, werde bis 2020 auf eine Zunahme von 0,8 Prozent jährlich schrumpfen, schätzt die IEA. Der Anteil der Kohle an der Energieproduktion werde von 41 auf 37 Prozent zurückgehen.