Bei ihren Erdumrundungen hat die US-Raumfähre „Endeavour“ etwa 200 Millionen Kilometer zurückgelegt. Auf ihrer letzten Fahrt durch die Strassen von Los Angeles zum California Science Center ist es am Wochenende zu deutlichen Verzögerungen gekommen.
Dort soll sie ab dem 30. Oktober den Besuchern präsentiert werden. Um den Transport zu ermöglichen, mussten 400 Bäume entlang der Strecke gefällt werden. Am Samstag wurden auch noch Stromleitungen durchtrennt, rund 400 Anwohner waren mehrere Stunden lang ohne Strom. Trotz der peniblen Vorbereitung kam es immer wieder zu Verzögerungen – hier störte ein Baum, dort ein Laternenpfahl.
Ständig mussten Helfer nach Möglichkeiten suchen, das Shuttle mit 24 Meter Spannweite unbeschädigt auf Kurs zu halten. Aus dem ursprünglich für Samstagabend (Ortszeit) geplanten Zieleinlauf wurde daher nichts, der Transport zog sich durch die Nacht zum Sonntag und lag im Zeitplan Stunden zurück.
Für die Schaulustigen an der Wegstrecke war die letzte Fahrt der Raumfähre dennoch ein Spektakel. „Das ist toll für die Stadt“, sagte Dean Martinez in Inglewood, der mit Frau und Tochter an die Strecke kam. „Das macht uns stolz.“
Die „Endeavour“ wurde auf ihrem Weg streng bewacht von der Polizei, privaten Sicherheitsfirmen und Bauarbeitern. Die Planung der Überführung dauerte fast ein Jahr, schliesslich ist das Shuttle fünf Stockwerke hoch.
Letzte Reise wirft Schlaglicht auf Problemviertel
Während grosse öffentliche Ereignisse wie die Oscar-Verleihung oder die Rosen-Parade die Aufmerksamkeit sonst auf die eleganteren Gemeinden im Grossraum Los Angeles lenken, warf die letzte Reise der „Endeavour“ ein Schlaglicht auf einige Problemviertel der Region. „Das ist eine grosse Sache, gerade in dieser Gegend“, sagte Marcia Martinez.
Die 1991 in Dienst gestellte Raumfähre fuhr an geschlossenen Geschäften und verwahrlosten Flächen vorbei. Nach dem Freispruch für die Polizisten im Rodney-King-Prozess 1992 tobten in dem Viertel tagelange Strassenschlachten. „Dass das Shuttle durch diese arme Gegend kommt, kann nur gut sein“, sagte Damian Pipkins.
Transportkosten höher als zehn Millionen Dollar
Auf der letzten Tour wurde die „Endeavour“ noch einmal zum Fernsehstar: Ein japanischer Autohersteller drehte mit dem Shuttle einen Werbespot und verwandelte den Schauplatz in ein Filmset mit Scheinwerfern, Kameras und Mikrophonen.
Die durch zwei Dutzend Wiedereintritte in die Atmosphäre gezeichnete Raumfähre begann ihre Reise am Freitagmorgen. Gegen Mitternacht wurde sie auf einen leichteren Anhänger umgeladen.
Die „Endeavour“, die während ihrer aktiven Zeit 25 Mal ins All flog und fast 4700 Mal die Erde umrundete, sollte eine Strecke von 19 Kilometern zurücklegen – mit einer Spitzengeschwindigkeit von 3,2 Stundenkilometern. Die Kosten für den Transport wurden auf mehr als zehn Millionen Dollar geschätzt.