Letzte syrische Chemiewaffen auf US-Frachtschiff verladen

Die letzte Phase der Zerstörung des syrischen Chemiewaffenarsenals ist in der Nacht zum Donnerstag eingeläutet worden. Der Weg ins Sicherheit führt über den Haupt-Umschlagplatz der Mafia-Organisation ‚Ndrangheta.

Vollbeladen mit Gift: US-Spezialschiff «MV Cape Ray» vor Italien (Bild: sda)

Die letzte Phase der Zerstörung des syrischen Chemiewaffenarsenals ist in der Nacht zum Donnerstag eingeläutet worden. Der Weg ins Sicherheit führt über den Haupt-Umschlagplatz der Mafia-Organisation ‚Ndrangheta.

Am Mittwoch sind die Chemiewaffen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad im süditalienischen Gioia Tauro eingetroffen. Es sind die letzten Containerladungen mit Kampfstoffen aus Syrien, die zerstört werden sollen. Der gefährliche Chemikalientransport war von heftigen Protesten in der Region begleitet worden, Anwohner befürchten im schlimmsten Fall, dass ihre Region unbewohnbar würde.

Das dänische Frachtschiff «Ark Futura», das die gefährliche Ware transportierte, wurde von der italienischen Marine in den Hafen begleitet. Zugangsstrassen zur kalabrischen Stadt, sowie der Luftraum darüber wurden weitläufig abgesperrt. Im Hafen wurde die Giftware unter Bewachung der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) auf das US-Spezialschiff «MV Cape Ray» verladen, wie das US-Verteidigungsministerium mitteilte.

Chemikalien werden auf hoher See zerstört

Zusätzliche Brisanz lieferte die Vorherrschaft der Mafia am betroffenen Hafen in Gioia Tauro. Dieser gilt als Haupt-Umschlageplatz für die Drogengeschäfte der kalabrischen ‚Ndrangheta. Von Gioia Tauro aus werden die Chemiewaffen nun in internationale Gewässer transportiert und auf hoher See unschädlich gemacht.

Die «Ark Futura» hatte den syrischen Mittelmeerhafen Latakia am 23. Juni verlassen, um die Restbestände der chemischen Kampfstoffe ausser Landes zu bringen. Die letzte Ladung entsprach nach Angaben der OPCW etwa acht Prozent der deklarierten Bestände. Die übrigen 92 Prozent der Chemiewaffen aus Syrien waren bereits in den vergangenen Monaten verschifft worden.

Die Resten entsorgen Private

Die syrische Staatsführung hatte der Vernichtung der Kampfstoffe zugestimmt, nachdem die USA wegen eines Chemiewaffeneinsatzes im Sommer 2013 nahe Damaskus mit einem Militärangriff gedroht hatten. Bei der Sarin-Attacke in einem Vorort der syrischen Hauptstadt waren im August vergangenen Jahres 1400 Menschen getötet worden. Der Westen machte Präsident Baschar al-Assad dafür verantwortlich, Damaskus gab den Rebellen die Schuld.

Nach Bundeswehrangaben sollen die zum Schutz des Zerstörungsvorgangs auf offener See eingeteilte deutsche Fregatte «Augsburg» sowie ein weiteres Schutzschiff aus Italien am Donnerstag im zentralen Mittelmeer auf die «Cape Ray» treffen. Dort soll dann im sogenannten Hydrolyseverfahren unter Einsatz von Wasser und verschiedenen Chemikalien damit begonnen werden, die Giftgasbestände zu zerstören. Übrig blieben Reststoffe, die private Spezialfirmen entsorgen sollen.

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