Nach einer rund einwöchigen Vorbereitung ist im Vatikan alles bereit für das Konklave, das morgen beginnt. Bei ihrer letzten Versammlung vor der Papstwahl befassten sich die Kardinäle vor allem mit der Frage, welche Anforderungen der neue Pontifex erfüllen soll.
Die Kirche stand jüngst einigen Herausforderungen gegenüber. So hatte sich das Kollegium unter anderem über eine Reform der Kurie in Rom, die Finanzlage des Heiligen Stuhls und die Krisen der Weltkirche ausgetauscht. Die „Vatileaks“-Affäre um gestohlene Dokumente und Intrigen im Vatikan kam auch zur Sprache.
Die Beratungen der rund 150 Kardinäle, zu denen auch die 115 Papstwähler gehören, fanden hinter verschlossenen Türen in der Synodenaula statt und wurden von Kardinaldekan Angelo Sodano geleitet. Die Generalkongregationen hatten vor einer Woche begonnen.
Kein klarer Favorit
Wie lange das Konklave dauert, hängt von der Anzahl der erforderlichen Wahlgänge ab. Gewählt wird solange, bis eine Zweidrittel-Mehrheit auf einen Kandidaten entfällt.
Beobachter rechnen damit, dass das Konklave schnell abgeschlossen sein könnte, auch wenn es keinen klaren Favoriten für den Stuhl Petri gibt. Häufig fallen schon seit Tagen die Namen des Mailänder Erzbischofs Angelo Scola und des brasilianischen Kardinals Odilo Pedro Scherer. Auch der New Yorker Erzbischof Timothy Dolan wird genannt.
Aus Europa kommen 60 Papst-Wähler, sie sind damit knapp in der Mehrheit. Wahlberechtigt sind alle Kardinäle unter 80 Jahren. Der einzige Schweizer, der am Konklave teilnimmt, ist Kardinal Kurt Koch.
Warten auf den weissen Rauch
Der erste Urnengang gilt als Testwahl. Dann folgen jeden Tag bis zu vier weitere Wahlgänge – bis weisser Rauch aufsteigt und es später heisst „Habemus papam“. Beim Konklave sind die Kardinäle völlig von der Aussenwelt abgeschottet.
Joseph Ratzinger war am 28. Februar als erster Papst der Neuzeit zurückgetreten. Der 85-Jährige hatte diesen historischen Schritt nach knapp achtjähriger Amtszeit mit nachlassenden Kräften infolge seines hohen Alters begründet.