Letzter, aber nicht viel schlechter als letztes Jahr

Nimmt man die Vorsaison als Massstab, ist Thuns Bilanz nach der 9. Runde gar nicht so viel schlechter: ein Punkt weniger, ein Tor weniger geschossen, eines mehr kassiert – aber eben Letzter.

Haben noch einen langen Weg vor sich: Matteo Tosetti, Stefan Glarner und Trainer Jeff Saibene (von links) (Bild: sda)

Nimmt man die Vorsaison als Massstab, ist Thuns Bilanz nach der 9. Runde gar nicht so viel schlechter: ein Punkt weniger, ein Tor weniger geschossen, eines mehr kassiert – aber eben Letzter.

«In Sachen Punkte bin ich nicht zufrieden. Man muss nichts schönreden», sagte Trainer Jeff Saibene nach dem 2:2 gegen Lugano, dem Ende einer vier Spiele währenden Niederlagen-Serie. In Anbetracht der Umstände ist das kein Weltuntergang – auch wenn die zugeknallte Kabinentür und die finstere Miene verdeutlichten, dass das Unentschieden für Saibene im Grundsatz eher eine gefühlte Niederlage war.

Das Resultat bezeichnete Saibene als gerecht. «Es hätte auf beide Seiten kippen können.» Mit dem läuferischen und kämpferischen Einsatz der Thuner zeigte sich der Luxemburger zufrieden. «Das Team hat einen riesigen Aufwand betrieben.» Nur: Der volle Lohn blieb wie schon bei den jüngsten Niederlagen gegen St. Gallen und Sion aus. «In unserer Situation waren das zwei verlorene Punkte. Auch wenn wir 1:2 hingen lagen», fand der wieder ins Team gekommene Innenverteidiger Thomas Reinmann deshalb.

Getreu ihrer Philosophie versuchen die Thuner Spieler wie ihr Umfeld, Coolness zu bewahren. «Ruhig bleiben, positiv bleiben, versuchen, eine dicke Haut zu haben und den Weg der letzten fünf oder sechs Jahre weiterzugehen», sagte Dennis Hediger. «Dann», so glaubt der Captain, «werden wir belohnt.»

Hediger weiss, wovon er redet. Mit Thun ist der defensive Mittelfeldspieler 2011 in die Super League aufgestiegen. Er hat sich mit den Berner Oberländern seither dreimal für den Europacup qualifiziert. Eigentlich wäre alles so einfach. «Wir müssen wissen, was uns in anderen Jahren stark gemacht hat», so Hediger. Die Antwort darauf liefert er selber. «Mehr Herz und mehr Leidenschaft haben als der Gegner.»

Nur wissen Hediger, Saibene und Co., dass das allein nicht für das Erzielen von Toren reicht. Das 2:2 gegen Lugano war erst die dritte Partie, in der dem Schlusslicht mehr als ein Tor gelang. Die eine war das spektakuläre 4:4 gegen Lausanne von Ende Juli. Kurz darauf begann die Negativserie, früh unterbrochen vom bislang einzigen Saisonsieg gegen GC am 11. August (2:1).

«Aktuell ist die Situation nicht sehr beunruhigend, sondern frustrierend», so Hediger, für den Rang 10 mit Thun keine neue Erfahrung ist. Das Kraftpaket lässt sich, auch wenn es zugibt, in den letzten Wochen öfter nach Spieltagen schlecht gelaunt gewesen zu sein, nicht unterkriegen.

Denn Hediger erlebt jährlich grosse Umbrüche im Team. Nur: So heftig wie diesen Sommer war der Einschnitt noch nie. Deshalb will er für die Mannschaft weiter Zeit ausbedingen, die vor allem aus der Challenge League rekrutierten Neuzuzüge taktisch zu integrieren. Eben: Ruhe bewahren.

Nächster Artikel