2000 Menschen haben dem von radikalen Islamisten in Nordfrankreich ermordeten Priester Jacques Hamel das letzte Geleit gegeben. Zu Beginn der Trauerfeier in der Kathedrale von Rouen wurde der Sarg mit den sterblichen Überresten von Pater Hamel vor den Altar getragen.
Der Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, rief Christen, Muslime und Juden zur Einheit auf. «Wir sind verletzt und bestürzt, aber nicht geschlagen», sagte Lebrun.
Er nannte die Anwesenheit von Vertretern der drei Weltreligionen in der Kathedrale ein Zeichen, dass sich ein solches Attentat im Namen einer Religion nicht wiederholen dürfe. In seiner Predigt wandte sich der Erzbischof ausdrücklich an alle Anhänger des Dschihad und rief sie zur Abkehr vom «teuflischen Tötungswahn» auf.
Der 85-jährige Pater Hamel war vor einer Woche während einer katholischen Messe im Ort Saint-Etienne-du-Rouvray ermordet worden. Zwei Männer stürmten die Kirche und töteten den Priester.
Einen weiteren Mann verletzten die beiden Täter schwer. Die Täter wurden beim Verlassen der Kirche von der Polizei erschossen. Die Terrormiliz IS beanspruchte den Anschlag für sich.
Auf Bildschirme übertragen
Vor der Kirche verfolgten zahlreiche Menschen die Trauerfeier auf Grossbildschirmen. Die Zeremonie fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Die Eingänge zur Kathedrale waren mit Gittern gesperrt, Polizisten kontrollierten die Taschen der Besucher. Am Gottesdienst nahm auch der französische Innenminister Bernard Cazeneuve teil.
Im Anschluss an die Messe sollte der Pater an einem geheimen Ort beigesetzt werden. Zu der Bestattung waren nur Mitglieder seiner Familie eingeladen. Bereits am Sonntag hatten rund 2000 Christen und Muslime in Rouen gemeinsam des ermordeten Geistlichen gedacht und zur Brüderlichkeit aufgerufen.
Veranstaltungen abgesagt
In Städten wie Paris und Marseille wurden in Folge der jüngsten Attentate weitere Veranstaltungen aus Sicherheitsgründen abgesagt – darunter Freiluft-Darbietungen zur landesweiten «Nacht der Sterne» am Freitag.
Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian begründete dies mit dem bis Januar verlängerten Ausnahmezustand: «Wir sind in einer Kriegssituation», betonte Le Drian bei einem Besuch von Armeeangehörigen in Lyon.
Am 14. Juli, dem französischen Nationalfeiertag, war im südfranzösischen Nizza ein 31-Jähriger mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge auf der Strandpromendade gefahren. 84 Menschen starben.