Viel Pech für den Regionalverkehr Bern-Solothurn (RBS): Eine mehrstündige Betriebsstörung hat am Samstag das Jahrhundertfest überschattet. Zwischen Worblaufen und Bern verkehrten ab dem frühen Nachmittag keine Züge mehr, die Reisenden mussten auf Busse umsteigen.
Eine defekte Fahrleitung machte der Privatbahn einen Strich durch die Rechnung. «Es tut uns mega leid, dass wir an unserem Jahrhundertfest eine solche Störung haben», teilte der RBS auf Facebook mit. Erst nach 19 Uhr verkehrten die Züge wieder.
Viele Festbesucher reagierten mit Nachsicht auf die Panne, andere übten scharfe Kritik. Der RBS räumte ein, dass die Information der Kunden zu Beginn der Störung «wirklich schlecht» gewesen sei.
Mit den Volksfesten in Bern, Solothurn und Jegenstorf erinnerte der RBS daran, dass seit 100 Jahren eine Bahnverbindung zwischen Bern und Solothurn besteht. Diese wurde am 9. April 1916 in Betrieb genommen.
«Pionierarbeit geleistet»
Der RBS gehört heute mit 25 Millionen Fahrgästen pro Jahr zu den grössten Privatbahnen der Schweiz. Er fährt nicht nur nach Solothurn, sondern betreibt weitere Bahnverbindungen nach Worb, Jegenstorf und Unterzollikofen. Dazu kommen 21 Buslinien.
Am offiziellen Festakt im Schlosspark Jegenstorf würdigte Bundesrätin Doris Leuthard die Geschichte der Bahn. «Auf Ihren 1000 Millimetern haben Sie Pionierarbeit geleistet», sagte die Verkehrsministerin in Anspielung auf die Spurweite der Bahn.
Der RBS sei seiner Zeit oft voraus gewesen. So habe er 1965 in Bern den ersten Tiefbahnhof der Schweiz in Betrieb genommen, in den 1970er-Jahren bereits auf den kondukteurlosen Betrieb umgestellt und 1974 den Taktfahrplan eingeführt – acht Jahre vor der SBB.
Massvoller Ausbau
Heute weise die Bahn mit 54,6 Prozent einen beachtlichen Kostendeckungsgrad auf, stellte Leuthard fest. Dass auch der RBS geeignete Antworten auf die wachsenden Pendlerströme finden müsse, liege auf der Hand.
Doch «auch im Regionalverkehr wachsen die Bäume nicht in den Himmel», mahnte Leuthard. Bund und Kantone hätten nur begrenzte Mittel, um die Defizite auszugleichen. Zugleich könne man den Bahnkunden nicht jedes Jahr höhere Billettpreise abverlangen.
«Sorgen wir für massvolle Ausbauschritte, die in erster Linie Engpässe beseitigen», sagte Leuthard. «Wir müssen aber auch die bestehenden Kapazitäten besser nutzen, um Verkehrsspitzen am Morgen und am Abend besser zu bewirtschaften oder sogar zu brechen.»
Der bestehende Tiefbahnhof hat mit täglich 60’000 Fahrgästen seine Kapazitätsgrenzen erreicht. Nun soll ein neuer RBS-Bahnhof unterhalb der SBB-Gleise entstehen. Baubeginn ist 2017, die Eröffnung ist 2025 vorgesehen. In den nächsten Jahren beschafft die Bahn zudem neue Züge beim Thurgauer Produzenten Stadler.