Der chinesische Schriftsteller Liao Yiwu hat am Montagabend in München den Geschwister-Scholl-Preis erhalten. Die Auszeichnung wurde ihm für sein Buch „Für ein Lied und hundert Lieder. Ein Zeugenbericht aus chinesischen Gefängnissen“ zugesprochen.
„Liao Yiwus Buch ist auch ein Buch über Beziehungen. Die Beziehung zu seinem Land, das man Heimat nennen möchte und nicht kann“, sagte Laudatorin und Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller laut Mitteilung. „Das ist eine grosse Ermutigung für mich“, sagte der Dissident und Preisträger am Montag vor den Medien.
Dabei lobte er den deutschen Umgang mit der Geschichte und kritisierte die Haltung der USA gegenüber China. „Sie sehen China nur als Wirtschaftspartner“, sagte Liao Yiwu. In seinem Buch beschreibt er seine Zeit im Gefängnis zwischen 1990 und 1994.
„Offizielle Folter durch das Gefängnispersonal und privater Sadismus in der Zelle zwischen den Gefangenen waren Alltag“, sagte Müller.
Manuskripte von Behörden beschlagnahmt
Anschliessend beschlagnahmten chinesische Behörden mehrfach Liao Yiwus Manuskripte, so dass er das Buch neu schreiben musste. Im Juni dieses Jahres konnte er sich nach Deutschland absetzen und sein Buch veröffentlichen.
Der Geschwister-Scholl-Preis soll „moralischen, intellektuellen und ästhetischen Mut“ fördern. Er wird vom bayerischen Landesverband im Börsenverein des Deutschen Buchhandels und dem Kulturreferat der Stadt München verliehen und erinnert an die Geschwister Hans und Sophie Scholl, die wegen ihres Widerstands gegen die Nazis 1943 hingerichtet wurden.