Nach dem verheerenden Terroranschlag mit acht Toten in Libanon hat die von der Hisbollah gestützte Regierung am Samstag ihren Rücktritt angeboten. Auf Bitten von Präsident Michel Suleiman bleibt sie aber für eine Übergangszeit im Amt.
Bei dem Attentat waren der syrien-kritische Chef des Polizei-Geheimdienstes, Wissam al-Hassan, und sieben weitere Menschen getötet worden. Mehr als 80 weitere Menschen wurden verletzt.
Der Hissbollah-nahe Ministerpräsident Nadschib Mikati sagte, er sehe einen Zusammenhang zwischen dem Anschlag und einer kürzlich von al-Hassan aufgedeckten Attentats-Verschwörung, die zur Anklage den Ex-Minister Michel Samaha geführt hatte. Samaha gilt als Anhänger des syrischen Staatschefs Baschar al-Assad.
Landesweit gingen am Samstag zum nationalen Tag der Trauer Menschen auf die Strasse. Zum Zeichen ihres Protestes gegen den Mord an ihrem Glaubensbruder al-Hassan steckten demonstrierende Sunniten Autoreifen in Brand.
Sie blockierten die Zufahrt zum internationalen Flughafen in Beirut und sperrten Strassen in der nordlibanesischen Hafenstadt Tripoli. Demonstrationen und Strassenblockaden wurden aus dem Bekaa-Tal im Osten und der Stadt Sidon im Süden gemeldet.
In einem Dorf im Bekaa-Tal schossen Soldaten auf Demonstranten, die eine Strasse blockierten, und verletzten Aussagen von Zeugen zufolge zwei Menschen.
Kritik an Syrien
Al-Hassan war ein enger Gefolgsmann des ermordeten Ministerpräsidenten Rafik al-Hariri und leitete auch die Ermittlungen zu dessen Tod. Seine Recherchen legten eine Verwicklung Syriens und der Hisbollah in den Mord nahe. Al-Hariris Sohn, der ehemalige Ministerpräsident Saad al-Hariri, warf Assad vor, für den Anschlag verantwortlich zu sein.
Syrien hatte jahrzehntelang die Rolle einer Vormacht im Libanon gespielt. Auch lange nach dem Ende des 15-jährigen Bürgerkriegs 1990 standen syrische Soldaten im Zedernstaat. Ihr Abzug konnte erst nach dem Mord an Hariri im Jahr 2005 durchgesetzt werden.
Anschlag scharf verurteilt
International wurde der Bombenanschlag scharf verurteilt. Der UNO-Sicherheitsrat verurteilte den Versuch, den Libanon „mit politischen Hinrichtungen zu destabilisieren“ und verlangte ein sofortiges Ende der Gewalt gegen Politiker.
US-Aussenministerin Hillary Clinton verurteilte den Bombenanschlag in Beirut ebenfalls scharf. Sie warnte vor einer Destabilisierung des Libanon. Zugleich rief sie alle Seiten dazu auf, „sich in Zurückhaltung zu üben und die Stabilität und Sicherheit des Libanon zu respektieren“.
Zuvor hatte der Sprecher des US-Sicherheitsrats, Tommy Vietor, erklärt, die USA stünden dem Libanon bei seinen Bemühungen bei, „die Verantwortlichen für diesen barbarischen Angriff zur Rechenschaft zu ziehen“.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte, das Attentat müsse gründlich aufgeklärt, die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. In einer am Freitag in New York verbreiteten Mitteilung rief er alle Beteiligten im Libanon auf, sich von dem „abscheulichen Terrorakt“ nicht provozieren zu lassen.