Zum ersten Mal seit mehr als 40 Jahren haben die Libyer wieder ihre Unabhängigkeit gefeiert. Der Nationale Übergangsrat rief den 24. Dezember zum Feiertag aus.
Am 24. Dezember 1951 hatte der inzwischen gestorbene König Idris I. den libyschen Thron bestiegen und gleichzeitig die Unabhängigkeit des Landes proklamiert.
1969 wurde der König durch einen Militärputsch unter Führung des späteren Machthabers Muammar al-Gaddafi gestürzt. Unter Gaddafi, der das Land 42 Jahre lang regierte, waren die Unabhängigkeitsfeiern verboten. Lediglich an den Tag des Militärputsches vom 1. September sollte erinnert werden.
Die neue libysche Führung hat sich auch von Gaddafis grüner Nationalflagge verabschiedet. Sie ist wieder zu der dreifarbigen Fahne in Rot, Grün und Schwarz zurückgekehrt, die während der Monarchie an den Masten wehte.
Aufruf zur Versöhnung
Der Vorsitzende des Nationalen Übergangsrats, Mustapha Abdeldschalil, rief die Landsleute zur Einheit und Versöhnung auf. Abdeldschalil warf den noch lebenden Mitgliedern des Gaddafi-Clans Umsturzpläne vor. Sie seien entschlossen das Land zu destabilisieren und „Ärger zu machen“, sagte der Chef des Übergangsrats.
Gaddafis Kinder Aïscha, Mohamed und Hannibal haben in Algerien Zuflucht gesucht, ebenso wie seine Witwe Safija. Drei andere Söhne sind tot, Saadi hält sich im Niger auf, Seif al-Islam wurde im November in Libyen gefasst und ist seitdem inhaftiert.
Ende November rief die Tochter Aïscha Gaddafi in einer Erklärung, die im Sender Arraï verbreitet wurde, zum Umsturz auf. Während der Herrschaft Gaddafis wurde die Unabhängigkeit nicht gefeiert, sondern der Umsturz vom 1. September 1969, bei dem er an die Macht gelangte.