Libysche Führung gibt Misshandlung von Gefangenen zu

Die neue libysche Führung hat Misshandlungen von Gefangenen durch ehemaligen Rebellentruppen eingeräumt. Allerdings habe es sich dabei nicht um systematische Vergehen gehandelt, sagte Innenminister Fausi Abdul Ali am Dienstag.

Auch die libyschen Rebellen waren bei der Eroberung des Landes nicht zimperlich (Archiv) (Bild: sda)

Die neue libysche Führung hat Misshandlungen von Gefangenen durch ehemaligen Rebellentruppen eingeräumt. Allerdings habe es sich dabei nicht um systematische Vergehen gehandelt, sagte Innenminister Fausi Abdul Ali am Dienstag.

Am Tag zuvor hatten die Vereinten Nationen einen Bericht veröffentlicht, in denen den ehemaligen Revolutionskräften Misshandlungen und schlechte Behandlung von Gefangenen vorgeworfen werden. Demnach werden von ihnen noch 7000 Personen gefangen gehalten. Viele der Inhaftierten stammten aus Schwarzafrika, heisst es in dem Bericht.

„Wir geben unser Bestes, um ein rechtmässiges System aufzubauen, dass es uns erlaubt, Menschen festzunehmen, einzusperren und zu verhören“, sagte Abdul Ali. Dabei werde versucht, die Missbrauchsmöglichkeiten zu minimieren.

Auch der stellvertretende Ministerpräsident Mustafa Abushagur räumte vor Medienvertretern Probleme ein. Allerdings seien alle Misshandlungen von Milizen begangen worden, die noch nicht der Zentralgewalt unterstehen, sagte er.

Schwierige Entwaffnung

Die neue libysche Führung tut sich nach dem Sturz des Regimes von Muammar al-Gaddafi schwer mit der Durchsetzung ihres Führungsanspruchs. Ihr grösstes Problem sind die zahlreichen Milizen, die sich im Bürgerkrieg gegründet haben. Nur zögerlich lösen sie sich wieder auf oder geben ihre Waffen ab.

Abushagur dementierte am Dienstag auch Berichte, wonach Libyen Rebellen in Syrien mit Waffen versorgt. „Wir stehen an der Seite des syrischen Volks, aber wir werden keine Kämpfer oder Waffen schicken“, sagte er.

Vor dem Regierungssitz in Tripolis demonstrierten am Dienstag Dutzende Menschen, die Angehörige bei den Kämpfen verloren haben, für eine schnellere Identifizierung. Nach Angaben des Internationalen Strafgerichtshofs gelten noch 20’000 Personen als vermisst.

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